Hinter den Kulissen
Öffentliche Führungen
So, 19. Mai 2024, 11–13 Uhr
Einblicke ins Lenbachhaus am Internationalen Museumstag
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Mit Unterzeichnung der Washingtoner Prinzipien im Dezember 1998 hat sich die Bundesrepublik Deutschland – neben 43 weiteren Staaten – verpflichtet, verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut zu identifizieren und mit den einstigen Eigentümerinnen und Eigentümern oder ihren rechtmäßigen Erbinnen und Erben faire und gerechte Lösungen zu finden. Der Kulturausschuss der Landeshauptstadt München beschloss in der Sitzung vom 21. Oktober 1999, die vom Beauftragten der Bundesregierung der Kultur und der Medien, vom Deutschen Museumsbund und von der Kulturstiftung der Länder erbetene Recherche in den städtischen Museen zu unterstützen.
Die Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München untersucht die Provenienzen ihrer Sammlung seit über fünfzehn Jahren. Neben der präzisen Dokumentation aller Sammlungsobjekte ist unser erklärtes Ziel, die Washingtoner Prinzipien umzusetzen. Entsprechend überprüft das Lenbachhaus systematisch die Provenienz der Kunstwerke, die vor 1945 entstanden sind und nach 1933 in die Sammlung gelangten. Im Falle von Anfragen und Ausleihen für interne und externe Präsentationen wird die Herkunft der dafür vorgesehenen Kunstwerke priorisiert untersucht, sofern sie die vorgenannten Kriterien aufweisen. Neben der Untersuchung der eigenen Sammlungsbestände finden auch Vorabüberprüfungen von möglichen Neuzugängen, Annahmen von Dauerleihgaben oder Stiftungen statt.
Darüber hinaus ist die Provenienzforschung im Kontext unseres Museums auch aufs Engste mit der Aufarbeitung der eigenen Institutions- und Sammlungshistorie verbunden. Erforscht werden sowohl die Rolle des Lenbachhauses im Nationalsozialismus als auch die Verhaltensweisen der damaligen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. Durch die Recherchen werden zudem neue Erkenntnisse über den historischen Kunstmarkt und die Akteure des "Betriebsystems Kunst" gewonnen. Lebenslauf und Schicksal von unbekannten, aber zu ihrer Zeit wegweisenden Sammlerinnen und Sammlern, wichtigen Händlerinnen und Händlern sowie bedeutenden Auktionatorinnen und Auktionatoren werden ermittelt und offengelegt.
Nicht nur die Historie des konkreten Objekts, sondern viele individuelle Geschichten werden erschlossen und die historische Welt erfahrbar sowie begreifbar gemacht. Exakt dieses Wissen ist essentiell für eine lebendige Erinnerungskultur. Wir vertreten den Standpunkt, dass wir eine moralisch-ethische Verantwortung dafür tragen, das Unrecht, das den Opfern des Holocaust widerfahren ist, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Althaus, Karin / Bock, Sarah / Kern, Lisa / Mühling, Matthias / Wittchow, Melanie / Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München (Hrsg.): Kunst und Leben 1918 bis 1955, Berlin/München 2022.
Bock, Sarah: Zur Provenienz von Paul Klees Sumpflegende, in: Kulturstiftung der Länder und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München (Hrsg.): Paul Klee. Sumpflegende, 1919. PATRIMONIA 396, München 2019, S. 32–43.
Wittchow, Melanie: 255 Kunstwerke im Wert von 97.883 RM – das Lenbachhaus forscht. Ein Beitrag zum Tag der Provenienzforschung, Blogbeitrag zum Tag der Provenienzforschung des Arbeitskreises Provenienzforschung e. V. am 9. April 2019.
Bock, Sarah: Lenbachgalerie und Städtische Galerie München im Nationalsozialismus und ihre Verbindung zum Historischen Museum der Stadt München, in: Rader, Henning / Voigt, Vanessa-Maria (Hrsg.), Ausst. Kat. Münchner Stadtmuseum: Ehem. jüdischer Besitz. Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus, München 2018, S. 61–76.
Schleusener, Jan: Raub von Kulturgut. Der Zugriff des NS-Staates auf jüdischen Kunstbesitz in München und seine Nachgeschichte, München 2016.
Kern, Lisa: Die Städtische Galerie im Lenbachhaus in der Nachkriegszeit. Akteur*innen, Erwerbungen, Ausstellungen, in: Neumann, Maria / Vogel, Felix (Hrsg.): Bruch und Kontinuität. Kunst und Kulturpolitik nach dem Nationalsozialismus, Berlin 2024, S. 18–29.
Kern, Lisa: "An art lover's collection." Franz von Stucks Gemälde Salome und Saharet aus der Kunstsammlung Fritz von Frantzius in Chicago, in: Mühling, Matthias (Hrsg.): Franz von Stuck. Salome, Edition Lenbachhaus – 1, München 2014, S. 79–101.
Netta, Irene: 75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus, Einblicke in eine wechselvolle Sammlungsgeschichte, in: Friedel, Helmut (Hrsg.): 75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus München, München 2004, S. 11–77.
Zweite, Armin: Franz Hofmann und die Städtische Galerie 1937, in: Schuster, Peter-Klaus (Hrsg.): Die "Kunststadt München" München 1937. Nationalsozialismus und "Entartete Kunst", München 1987, S. 261–288.
Öffentliche Führungen
So, 19. Mai 2024, 11–13 Uhr
Einblicke ins Lenbachhaus am Internationalen Museumstag
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Workshop
Fr, 26. April 2024, 10–18 Uhr
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Workshop
Mi, 10. April 2024, 10–12 Uhr
Zum Tag der Provenienzforschung 2024
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Rundgang und Gespräch
Do, 14. März 2024, 17–19 Uhr
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Rundgang
Fr, 10. November 2023, 16.15–17.45 Uhr
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Rundgang
Fr, 8. März 2024, 16–17.30 Uhr
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Rundgang
Fr, 5. Juli 2024, 16.15–17.45 Uhr
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Führung
Mi, 12. April 2023, 12.15–13.15 Uhr
Provenienzforschung am Lenbachhaus
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Führung
Mi, 12. April 2023, 16.15–17.15 Uhr
Provenienzforschung am Lenbachhaus
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Hier finden Sie die Live-Mitschnitte unserer digitalen Vortragsreihe "Worte finden. Sensible Sprache in Provenienzforschung und im musealen Kontext", die vom 18. Januar bis 24. Februar 2022 stattgefunden hat. In kurzen Vorträgen berichten Expert*innen über die Herkunft, Bedeutung und die historische Verwendung kritischer Begriffe.
Das erwartet Sie in den Vorträgen:
Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden, Herrnhut, berichtet einführend, wie Sprachlosigkeit in den Museen überwunden werden kann und welche Prozesse im Museum dazu angestoßen werden müssen.
Journalist und SZ-Autor Ronen Steinke weist auf jiddische Begriffe hin, die oftmals negativ konnotiert sind wie beispielsweise die Wörter "mauscheln" oder "Mischpoke".
Der Welt-Redakteur und Buchautor Matthias Heine geht in seinem Vortrag auf nationalsozialistische Neologismen, Wörter mit absichtlicher Bedeutungsveränderung oder im Nationalsozialismus umgewertete Begriffe sowie die damalige Militarisierung der Sprache ein.
Albert Gouaffo, Literatur- und Kulturwissenschaftler, plädiert für die Dekolonialisierung musealer Termini.
In einer abschließenden Diskussionsrunde tauschen sich Julia Y. Alfandari, Doreen Mende, Seggen Mikael, Matthias Mühling und Mirjam Zadoff darüber aus, welche Bedeutung und Dimension das Thema Sprache im Bemühen um strukturelle Veränderung im kulturellen Bereich hat.