Restaurierung

Die Konservierung und Restaurierung eines Sammlungsbestandes umfasst viele verschiedene Tätigkeitsbereiche. Sie beginnt zunächst mit der präventiven Konservierung. Dazu zählen alle Maßnahmen, die an den Kunstwerken und ihrem Umfeld vorgenommen werden müssen, um ihren Erhalt zu sichern und sie vor Schäden zu bewahren. Gemälde und Grafik bedürfen stabiler Klimabedingungen, angemessener Beleuchtung, sicherer Montage und auch vereinzelt Schutz gegen Insekten – man denke nur an die textilen Werke von Erwin Wurm oder die Objekte von Joseph Beuys. Besonders empfindliche Werke werden in eigens angefertigten Mikroklimarahmen gezeigt.

Regelmäßige Rundgänge in der Sammlung und die Beobachtung der Kunstwerke verbessern die Kenntnis um die Besonderheiten jedes Werkes. Alle Gemälde des "Blauen Reiter" sind mit entspiegeltem Museumsglas und einem Rückseitenschutz ausgestattet. Spezielle Hängesysteme sorgen für sichere Montage. Grafik wird in säurefreien Passepartouts und Buchkästen aufbewahrt. Die speziell für unsere Sammlung entworfenen Wechselrahmen sorgen für eine konservatorisch angemessene und ästhetisch anspruchsvolle Präsentation.

Interview mit Restauratorin Iris Winkelmeyer über ihre Arbeit

Konservierung und Restaurierung des Sammlungsbestandes

 


Zu den praktischen konservatorischen Maßnahmen am Werk selbst zählen bspw. Festigungsmaßnahmen an der Malschicht von Kunstwerken oder auch Konsolidierungsmaßnahmen an Bildträgern, wie etwa an auffasernden Malpappen beim "Blauen Reiter". Durch diese Eingriffe wird die originale Substanz der Werke erhalten. Restaurierungen umfassen außerdem auch Firnisabnahmen, Kittungen, Retuschen und viele andere Maßnahmen. Diese können sehr umfangreich sein, wie etwa bei Franz von Stucks "Salome".

Neu angekaufte Werke der Gegenwart benötigen oft keine restauratorischen Maßnahmen. Hier konzentrieren wir uns auf die Konservierung, zu der im weitesten Sinne auch die Dokumentation zählt. Wir halten Informationen über die Materialien des Werkes und Aussagen der Künstler_in hierzu fest. Neue Werke werfen häufig schwierige und unkonventionelle Fragestellungen auf: Wie klebt man Kunststoffe? Wie restauriert man monochrome Bildflächen? Wie erhält man Videokunst? Wie restauriert man zeitgenössische Fotografie? Zur Diskussion dieser Fragen sind die Teilnahme an Tagungen und der Austausch mit anderen Fachwissenschaftlern besonders wichtig.

Vorbereitung und Betreuung des Leihverkehrs an andere Institutionen

Alle angefragten Werke werden zunächst auf Leihbarkeit geprüft. Dann werden sie ggf. restauriert, verglast und speziell verpackt. Protokolle dokumentieren den Zustand und Besonderheiten der Werke. Empfindliche und hochwertige Werke werden per Kurier auf Reisen begleitet. So werden, in Zusammenarbeit mit den Leihnehmer_innen, optimale klimatische Bedingungen, ein sicherer Transport und eine angemessene Hängung sichergestellt.

Betreuung eigener Ausstellungen

Im Vorfeld eigener Ausstellungen werden wichtige Werke, so etwa 2005/06 für die Retrospektive von Franz Marc "Das Blaue Pferd" oder für "Kandinsky – Absolut. Abstract" 2008/09 "Das Bunte Leben" aufwendig restauriert. In der Ausstellung "Kunst ist schön macht, aber viel Arbeit" 2012/13 konnte eine Vielzahl von Gemälden, Skulpturen und Arbeiten auf Papier sowie Fotos für die Neupräsentation vorbereitet werden.

Für Sonderausstellungen kontrollieren wir den Zustand des Kunstwerkes, das Klima und die Beleuchtung. Wir legen die Art der Verpackung fest und arbeiten eng mit dem hauseigenen Hängeteam zusammen. Leihgaben werden mit den begleitenden Kurieren begutachtet und installiert. Während der Laufzeit der Ausstellungen erledigen wir regelmäßige Reinigungs- und Beobachtungsrunden. Beim Abbau begleiten wir das Verpacken und prüfen den Zustand ein letztes Mal, bevor die Werke unser Haus verlassen.

Kunsttechnologische Forschung am Sammlungsbestand


 

Der umfangreiche und vielfältige Bestand des Lenbachhauses bietet Anlass für zahlreiche Forschungsprojekte. Insbesondere interessiert uns die Maltechnik unseres wertvollsten Sammlungsbestandes, des "Blauen Reiter." Aber auch Einzelwerke wie die "Salome" von Franz von Stuck und deren umfangreiche Restaurierung bieten Anlass zu Forschung und Publikation.

Zudem wurde 2018 im Rahmen der "Edition Lenbachhaus" die Publikation "Franz Marcs Prisma" veröffentlicht. Sie beschäftigt sich mit Marcs Gebrauch des Prismas um das Jahr 1911 – ein bislang nicht erforschtes Thema im Werk des Künstlers. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des Deutschen Museums, Mineralogen und Sammlern optischer Instrumente sowie Kennern der Farbtheorie hat Iris Winkelmeyer, Restauratorin am Lenbachhaus, die Anwendung von Prismen in Marcs Malerei replikations-methodisch untersucht und kulturhistorisch eingeordnet.

Artikel zum Thema "Restaurierung"

Franz Marcs Prisma

Franz Marc, die Malerei der Avantgarde und Isaac Newtons Prisma: unmögliche Relationen?

8. Februar 2019

Schema Farbskala Prisma

Franz Marc, die Malerei der Avantgarde und Isaac Newtons Prisma: unmögliche Relationen?

Ingo Nussbaumer – Maler, Philosoph und Kunsttheoretiker aus Wien – spannt rund um "Franz Marcs Prisma" einen großen historischen Bogen, in dessen Zentrum Goethe und Newton stehen.

Von Iris Winkelmeyer und Ingo Nussbaumer

"Aus meiner Werkstatt"

Zeichnungsmittel und Technik in Kubins Frühwerk

2. Januar 2019

Zeichnungsmittel und Technik in Kubins Frühwerk

Auf den ersten Blick wirken Alfred Kubins Zeichnungen vielleicht etwas ungelenk. Doch bei genauerer Betrachtung kann man einen sorgfältig geplanten Schaffensprozess erkennen.

Von Daniel Oggenfuss

Pop Art in der Restaurierung

Ulrike Ottingers "Dieu de Guerre"

29. März 2018

Skulptur Ulrike Ottinger Dieu de guerre 1967/1968

Ulrike Ottingers "Dieu de Guerre"

Leuchtende Farben und klare, flache Formen kennzeichnen Ulrike Ottingers Werke. So auch das Triptychon "Dieu de Guerre", das für die Pop Art-Ausstellung "I'm a Believer" restauriert wurde.

Von Lisa Frenzel

Forschen im Museum

Neue Erkenntnisse

21. November 2012

Neue Erkenntnisse

Über die Restaurierung, die Provenienz und Ausstellungsgeschichte des Werkes "Salome" von Franz von Stuck.

Von Iris Winkelmeyer und Lisa Kern

Wenn Bilder reisen

Wie funktioniert Leihgabenversand?

19. Januar 2013

Wie funktioniert Leihgabenversand?

Wenn Kunstwerke von einem Museum zum anderen reisen, gibt es einiges zu beachten: Wie schützt man sie am besten? Wie werden sie verpackt? Von der Reise unserer Leihgaben.

von Karin Dotzer

Vorbereitung einer Ausstellung

Wassily Kandinsky

24. Oktober 2008

Wassily Kandinsky

17 Werke aus der Sammlung des Lenbachhauses sind in der Ausstellung "Kandinsky - Absolut. Abstrakt" zu sehen. Aber worauf müssen die Werke geprüft werden, bevor sie verliehen werden können?

Von Ulrike Fischer

Weiterführende Literatur

Daniel Oggenfuss: "Aus meiner Werkstatt". Zeichenutensilien und Technik in Kubins Frühwerk, in: Annegret Hoberg; Matthias Mühling (Hrsg.): Phantastisch! Alfred Kubin und Der Blaue Reiter, Köln 2018, S. 50–57.

Daniel Oggenfuss: Gabriel von Max. Russabdrücke im Nachlass Gabriel von Max, in: Karin Althaus; Helmut Friedel (Hrsg.): Gabriel von Max. Malerstar. Darwinist. Spiritist, München 2011, S. 50–54.

Daniel Oggenfuss: Kamera- und Verfahrenstechnik der Amerika-Photographien Gabriele Münters, in: Helmut Friedel (Hrsg.): Gabriele Münter. Die Reise nach Amerika. Photographien 1899-1900, München 2006, S. 189–201.

Theresa Bräunig, Iris Winkelmeyer: 3-D Rekonstruktion der Gestaltung eines spätgotischen Kruzifixes aus Franz von Lenbachs Sammlung, in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung (ZKK), Vol. 30, Heft 1, 2016, S. 183–196.

Helmut Friedel (Hrsg.) mit Beiträgen von Barbara Eschenburg und Iris Winkelmeyer: Paul Klee. Botanisches Theater, München 2005.

Ulrike Fischer; Heike Stege; Daniel Oggenfuss; Cornelia Tilenschi; Susanne Willisch; Iris Winkelmeyer: "...I came to understand how to translate nature into colour according to the fire in my soul": Alexej Jawlensky's painting technique in his munich oeuvre, in: The object in context: crossing conservation boundaries. Contributions to the Munich Congress 28 August – 1 September 2006, Editors David Saunders, Joyce H. Townsend and Sally Woodcock, London 2006, S. 49–55.

Simon Steger; Diana Oesterle; Simone Bretz; Lisa Frenzel; Heike Stege; Iris Winkelmeyer; Oliver Hahn; Gisela Geiger: "Kandinsky’s fragile art": A multidisciplinary investigation of four early reverse glass paintings (1911–1914) by Wassily Kandinsky, in: Heritage science, 7 (27), 2019.

Iris Winkelmeyer: "Contemporary Art made of Polyurethane soft foam": Production – Ageing – Conservation – Storage, in: Gerhard Banik (Hrsg.): Wege zur Konservierungswissenschaft. Projekte am Studiengang Restaurierung und Konservierung von Graphik, Archiv- und Bibliotheksgut. Staatliche Akademie der Bildenden Künste 2000–2008, Stuttgart 2010, S. 85–86.

Iris Winkelmeyer (Hrsg.) mit Beiträgen von Susanne Gaensheimer und Felicia Rappe: Danaé Xynias, Ausst. Kat., München 2013.

Iris Winkelmeyer: "Das Botanische Theater". Eine kunsttechnologische Untersuchung, in: Helmut Friedel (Hrsg.): Paul Klee. Botanisches Theater, München 2005, S. 37–45.

Iris Winkelmeyer: "El cosmos de color de Kandinsky": Tecnología artística de los años 1896 a 1914, (dt.: "Kandinskys farbiger Kosmos": Kunsttechnologie der Jahre Jahre 1896–1914), in: Institutio Nacional de Bellas Artes, Museo del Palacio Bellas Artes (Hrsg.): Kandinsky – pequeños mundos, Ausst. Kat., Mexico City 2018, S. 175–198.

Iris Winkelmeyer: Franz Marcs Prisma, Edition Lenbachhaus – 5, München 2018.

Iris Winkelmeyer: "Never use Water!" Stuck und die Temperarenaissance in München um 1900, in: Matthias Mühling (Hrsg.): Franz von Stuck. Salome, Edition Lenbachhaus – 1, München 2014, S. 45–77.

Iris Winkelmeyer: "Perfection for an Instant". Restaurierungsmodell einer Skulptur aus Polyurethanweichschaum, in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung (ZKK), Vol. 14, 2000, Heft 2, S. 378–383.

Iris Winkelmeyer: Perfection is good for an instant, in: Marianne Stockebrand, John Chamberlain. The Foam Sculptures, The Chinati Foundation, Marfa, 2007, S. 24–28.

Iris Winkelmeyer: Perfection vor an Instant, in: Thea v. Oosten (Hrsg.), Plastics in Art, München 2002, S. 153–164.

Iris Winkelmeyer: "Rot – Rouge – Red – Rosso". Ein maltechnisches Projekt, in: Michael Fehr (Hrsg.): Die Farbe hat mich, Hagen 2000, S. 282–290.

Iris Winkelmeyer: Zeitgenössische Kunst aus Polyurethanweichschaum. Entstehung - Zerfall – Erhalt – Lagerung, Diplomarbeit, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart 2000.