Was zu verschwinden droht, wird Bild.

Mensch – Natur – Kunstbis Frühjahr 2027

Was zu verschwinden droht, wird Bild.

Es ist ein Gemeinplatz, erschreckend und faszinierend zugleich: Alles, was in Bildern festgehalten wurde, existiert nicht mehr oder nicht mehr in der dargestellten Form. In der Kunst findet sich das Thema Vergänglichkeit oft sinnbildlich umgesetzt, als Memento Mori oder melancholische Meditation über das Verschwinden von Dingen. Auch Bilder von Träumen, Begegnungen mit Menschen, Erkundungen der Natur zeigen nur vorübergehende Momente. Manchmal wird das Flüchtige explizit zum Thema einer Darstellung, die es trotzdem festzuhalten sucht: Wolken wandeln sich ständig, Schnee schmilzt bald, Bäume blühen nur kurze Zeit.

In Zeiten des Klimawandels ist das Bewusstsein dafür, dass sich unsere gesamte Umwelt rasant verändert, allgegenwärtig geworden. Deshalb betrachten wir insbesondere Werke der Landschaftskunst heute mit anderen Augen. Sie zeigen eine Natur, die immer schon von Menschen beeinflusst war. Eine Landschaft ist nicht mehr nur ein schöner Anblick, sondern ein bedrohtes Ökosystem.

Die Ausstellung ist um derartige Augenblicke des Erkennens gebaut. Sie zeigt bekannte wie auch selten oder bisher noch nie gezeigte Werke des 19. und 20. Jahrhunderts aus den Sammlungen des Lenbachhauses, des Historischen Vereins von Oberbayern, der Christoph Heilmann-Stiftung, der Münchener Secession, der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, der KiCo Stiftung und des Förderverein Lenbachhaus e. V. Die Kunst arbeitet mit Vergänglichem und mit dem Wissen um Vergänglichkeit. Darin trifft sie sich mit der Idee des Museums, das Kunstwerke sammelt, bewahren wie auch vermitteln will.

Mit Werken von: Albrecht Adam, Antoine-Louis Barye, Joseph Beaume, Rosa Marie-Rosalie Bonheur, Heinrich Bürkel, Maria Caspar-Filser, Lovis Corinth, Jean-Baptiste Camille Corot, Johan Christian Dahl, Alexandre-Gabriel Decamps, Narcisse Virgilio Diaz de la Peña, Jules Luis Dupré, Maria Eichhorn, Thomas Fearnley, Thomas Theodor Heine, Jacques Hérold, Wilhelm Jakob Hertling, Paul Hoecker, Wassily Kandinsky, Wilhelm Leibl, Franz Marc, Pierre-Jules Mêne, Christiane Möbus, Christian Ernst Bernhard Morgenstern, Gabriele Münter, Jean Bloé Niestlé, Blinky Palermo, Leo Putz, Gerhard Richter, Richard Riemerschmid, Carl Rottmann, Théodore Rousseau, Eduard Schleich d. Ä., Johann Sperl, Carl Spitzweg, Toni Stadler, Wilhelm Trübner, Timm Ulrichs, Johann Georg von Dillis, Wilhelm von Kobell, Franz von Lenbach, Gabriel von Max, Max Joseph Wagenbauer, Fritz Winter

Kuratiert von Karin Althaus, kuratorische Mitarbeit: Johannes Michael Stanislaus

Wir danken Klaus Modick für den Titel der Ausstellung.

Ausstellungstexte (PDF)

zum Audiogiode

zum Beitrag in Capriccio / BR

Stimmen

"Von einer solchen Ruhe  kann man am Starnberger See heute nur noch träumen. Zu sehr ist dieser wie so viele andere Orte von Menschen überrannt. Somit ist das aktuell im Lenbachhaus zu sehende Gemälde [Der Starnberger See von Christian Ernst Bernhard Morgenstern] das Dokument einer verlorenen Welt, zu der ein Stück weit auch sein Erschaffer gehört. Ist der 1867 in München gestorbene Morgenstern, 'Was zu verschwinden droht, wird Bild. Mensch – Natur – Kunst' heißt die zugehörige, höchst sehenswerte Ausstellung im Lenbachhaus, das sich damit einem der Grundimpulse aller Kunst widmet: Der törichtem, wahnwitzigen Idee, das Flüchtige, Vergängliche festhalten zu wollen. Man könnte das Ganze auch einen Gemeinplatz nennen. Nur ist es so, dass dieser Gedanken in Zeiten in Zeiten des Klimawandels eine neue Dringlichkeit erfährt. Mit der Folge, dass man statt einer schönen fast nur noch bedrohte Natur sieht. Und das führt auch dazu, dass man noch einmal ganz neu auf vergangene, teilweise sehr vertraute Naturbilder blickt."   

Jürgen Moises, SZ Extra

"Was einst als Momentaufnahme einer scheinbar unberührten Natur galt, wird heute zum Dokument eines sich wandelnden Zustands. Mit Werken von Franz Marc, Gabriele Münter, Gerhard Richter und vielen weiteren Künstlern macht die Ausstellung das Spannungsfeld zwischen Mensch, Natur und Kunst sichtbar. Sie verdeutlicht, dass Kunst nicht nur Erinnerungen bewahrt, sondern auch eine kritische Perspektive auf Veränderungen eröffnet. Sie hält fest, was verschwindet – und bleibt dennoch selbst nur ein Echo der Wirklichkeit."

Melanie Breuer, Münchner Merkur

"Bevor die Ausstellung ans Ende gelangt mit Fritz Winters Serie 'Am Wehr' – eine Bilderreihe, die 1936 in Dießen am Ammersee entstand und wohl zum ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt wird – davor hat noch ein anderer Künstler einen großen Auftritt: Johann Georg von Dillis. War der Name schon zuvor angerissen als einer derjenigen, die in königlichem Auftrag das bajuwarische Seenland malerisch zu erfassen hatten, so sind dem Zeichner Dillis gleich mehrere dicht bestückte Wände gewidmet. Eine davon ist den Wolken vorbehalten: Mit Kreide vorzugsweise und vielfach auf blauem oder blaugrauen Papier fertigte der Künstler merklich fasziniert immer wieder Skizzen der unterschiedlichsten Formationen am Himmel an. Und das keineswegs immer in freier Luft, sondern gerne auch vor Wind und Wetter geschützt vor seiner Dienstwohnung im Münchener Hofgarten aus – weshalb neben Wolken sich auch ab und an die Turmspitzen der Theatinerkirche mit ins Bild schieben. Hier löst sich das Diktum 'Was zu verschwinden droht, wird Bild' dann doch aufs allerschönste ein. Denn was wäre stärker von permanenter Auflösung bedroht als ein lediglich für einen Augenblick feststehendes Wolkengebilde?"   

Stefan Dorsch, Augsburger Allgemeine

"'Eine Landschaft ist nicht mehr nur ein schöner Anblick, sondern ein bedrohtes Ökosystem.' Die Ausstellung 'Mensch – Natur – Kunst' will daher durch Augenblicke des Erkennens führen. Sie zeigt bekannte wie auch selten oder bisher noch nie gezeigte Werke des 19. Und 20. Jahrhunderts."

KUNSTFORUM international

"Gegen Ende dieser klugen, den Blick weitenden Ausstellung finden sich noch weitere Kunstmanifeste gegen die Vergänglichkeit. So versammeln das Lenbachhaus die Wolkenskizzen den Münchener Malers Johann Georg von Dillis, der seine Professur an der Akademie für Landschaftsmalerei aufgab, weil er nicht glaubte, dass sich die Gattung in ein akademisches Schema pressen ließe. Seine schnell gemalten Wolken stehen wie eine Metapher für diesen Freiheitsdrang."

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