Unsere Straße in Grau von August Macke

Details

Datierung
1911
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Leinwand
Maße
80 cm x 57,5 cm
Signatur / Beschriftung
rückseitig auf dem Leinwandumschlag o. von unbekannter Hand: Unsere Strasse in Grau. 1913.
Ausgestellt
In "Der Blaue Reiter"
Inventarnummer
G 13333
Zugang
Schenkung 1965
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Bernhard und Elly Koehler Stiftung 1965
Zitiervorschlag / Permalink
August Macke, Unsere Straße in Grau, 1911, Öl auf Leinwand, 80 cm x 57,5 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Bernhard und Elly Koehler Stiftung 1965
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/unsere-strasse-in-grau-30021122
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Werktext

Ende des Jahres 1910 kehrte August Macke mit seiner jungen Familie von Tegernsee nach Bonn zurück, wo er im folgenden Februar endlich ein eigenes Atelier beziehen konnte. Die ersten Bilder, die hier entstanden, zeigen mit "Marienkirche im Schnee" (Hamburger Kunsthalle) und "Marienkirche mit Häusern und Schornstein" (Städtisches Kunstmuseum, Bonn) Blicke aus dem Atelierfenster auf ein charakteristisches Motiv seiner städtischen Umgebung. Wenig später malte Macke in dem Bild "Unsere Straße in Grau" die direkt unter seinem Fenster gelegene Bornheimer Straße.

"Es war eine belebte Straße, die täglich anregende Bilder bot", schreibt Elisabeth Erdmann-Macke rückblickend: "Kinder, die in langen Reihen zur Schule zogen, Soldaten, die zur Kaserne marschierten, Husaren auf ihren Pferden, Reiter, viele Lastwagen, Marktwagen, hoch beladen mit Körben. In der Nähe war das Industrieviertel, dessen pulsierendes Leben August stets liebte. Die Bahn war nicht weit, die Rheinuferbahn nach Köln vor der Türe, die Viktoriabrücke, die über die Bahn führte, gleich vor dem Haus. Vom Atelierfenster aus der Blick auf die Marienkirche, die, von Vorstadthäusern umgeben, jeden Tag in anderer Stimmung sich zeigte."

"Unsere Straße in Grau" entstand, dem zaghaften Blühen der beiden Bäume nach zu urteilen, offensichtlich in den ersten, noch winterlich kalten Frühlingstagen. Das Graugelb des bedeckten Himmels spielt mannigfaltig über das ganze Bild, mischt sich in den Fassaden mit Gelb, Orange und Violett, liegt in grünlicher Abschattierung auf der Brandmauer neben dem freien Eckgrundstück und überzieht in flüssigen Pinselstrichen von feinem Perlgrau die Bahn der Straße mit den Bürgersteigen. Die Perspektive in Aufsicht ist am unteren und linken Bildrand abgeschnitten, ein Darstellungsmittel, das an die Straßenbilder der französischen Impressionisten, etwa von Albert Marquet, erinnert. Auch die angedeuteten schwarzen Arabesken der Passanten, die leichten freien Striche der Laternen am Straßenrand und das anmutige Gestänge der Bäume verraten, wie das Straßenmotiv überhaupt, französische Vorbilder. In seinen Pariser Skizzenbüchern von 1907 hat Macke Straßenzüge in flüchtigen Studien mit sehr ähnlichen Mitteln festgehalten. In "Unsere Straße in Grau" nimmt die Bonner Vorortstraße, mit den Augen des Künstlers gesehen, etwas vom Flair der Pariser Eindrücke an.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.