Werktext
Im "Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoff" begegnet zum ersten Mal das Motiv des frontalen, symmetrisch angelegten Porträts mit weit geöffneten Augen und einem eindringlichen Blick, die in den zunehmend typisierten Köpfen bis zum Ersten Weltkrieg zu einem zentralen Thema der Bilder Alexej Jawlenskys werden. Mit frappierender Direktheit blickt das Modell aus schwarz geschminkten Augen den Betrachter an. Dieser kann sich der Glut des Blicks, dem Angebot der Pose und dem Signalrot des Kleides wie des lächelnden Mundes kaum entziehen. Jawlensky hat den damals mit ihm eng befreundeten Balletttänzer Sacharoff mehrfach porträtiert, allein 1909 entstanden drei Bildnisse von ihm.
Nach Aussage von Clotilde von Derp-Sacharoff malte Jawlensky das vorliegende Bild spontan in weniger als einer halben Stunde, als der Tänzer ihn eines Abends vor dem Auftritt, bereits geschminkt und kostümiert, im Atelier besuchte. Sacharoff habe die noch feuchte Malpappe sofort mitgenommen, aus Angst, Jawlensky würde sie, wie sonst häufig der Fall, weiter überarbeiten. Nicht zuletzt deshalb wohl haben die zügigen, schwungvollen Linien vor dem skizzenhaften Hintergrund und die Faszination einer direkten persönlichen Präsenz des Modells nichts von ihrer Unmittelbarkeit und Frische eingebüßt. Das Androgyne der Erscheinung Sacharoffs muss dabei besonders anziehend auf Jawlensky gewirkt haben, der in den Serien seiner späteren "Köpfe" der zwanziger und dreißiger Jahre zunehmend alle individuellen Merkmale, auch die des Geschlechts, zugunsten einer schematisierten und meditativen Auffassung des menschlichen Gesichts auslöschen sollte.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Nach Aussage von Clotilde von Derp-Sacharoff malte Jawlensky das vorliegende Bild spontan in weniger als einer halben Stunde, als der Tänzer ihn eines Abends vor dem Auftritt, bereits geschminkt und kostümiert, im Atelier besuchte. Sacharoff habe die noch feuchte Malpappe sofort mitgenommen, aus Angst, Jawlensky würde sie, wie sonst häufig der Fall, weiter überarbeiten. Nicht zuletzt deshalb wohl haben die zügigen, schwungvollen Linien vor dem skizzenhaften Hintergrund und die Faszination einer direkten persönlichen Präsenz des Modells nichts von ihrer Unmittelbarkeit und Frische eingebüßt. Das Androgyne der Erscheinung Sacharoffs muss dabei besonders anziehend auf Jawlensky gewirkt haben, der in den Serien seiner späteren "Köpfe" der zwanziger und dreißiger Jahre zunehmend alle individuellen Merkmale, auch die des Geschlechts, zugunsten einer schematisierten und meditativen Auffassung des menschlichen Gesichts auslöschen sollte.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.