Meditation auf Goldgrund von Alexej von Jawlensky

Details

Datierung
1936
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Papier
Maße
14 cm x 11 cm
Signatur / Beschriftung
u. l.: A. J.; u. r.: 36
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
G 13339
Zugang
Schenkung 1965
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Bernhard und Elly Koehler Stiftung 1965
Zitiervorschlag / Permalink
Alexej von Jawlensky, Meditation auf Goldgrund, 1936, Öl auf Papier, 14 cm x 11 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Bernhard und Elly Koehler Stiftung 1965
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/meditation-auf-goldgrund-30019476
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Werktext

Seit 1929 litt Alexej Jawlensky an Arthritis, einer schmerzhaften Gelenkversteifung, die es ihm zunehmend schwerer machte, vor der Staffelei zu malen. Über die letzte Phase seiner künstlerischen Arbeit berichtet Jawlensky 1938, als ihn eine fast vollständige Lähmung gezwungen hatte, die Malerei ganz aufzugeben, in dem mehrfach zitierten, bekenntnishaften Brief an Pater Willibrord Verkade: "So gingen die Jahre in großer Arbeit. Und dann wurde ich krank und konnte wohl weiter arbeiten, trotzdem meine Hände immer mehr und mehr steif wurden. Ich konnte den Pinsel nicht mehr in einer Hand halten, musste beide Hände dazu nehmen, immer mit großen Schmerzen. Mein Format wurde ganz klein, auch musste ich eine neue Technik finden. Drei Jahre malte ich diese kleinen abstrakten Köpfe wie ein Besessener. Da fühlte ich, dass ich bald ganz aufhören musste zu arbeiten. Und so kam es auch!"

Die in diesen letzten drei Jahren, 1934 bis 1937, entstandene Serie der "Meditationen" bringt noch einmal einen entscheidenden, in seiner extremen Vereinfachung nicht mehr überschreitbar scheinenden Wandel in den Ausdrucksformen des Kopfmotivs. Armin Zweite hat auch die "Meditationen" dieses letzten Stadiums mit sensibler Beobachtung erschöpfend charakterisiert: "Über Hunderte von Arbeiten hin variieren schwere Balken in tiefem Schwarz das griechische Kreuz, das auf der waagrechten Markierung des Mundes ruht und oben durch die stirnbegrenzenden Brauen überfangen wird. Aufgrund der parallelen Pinselspuren gewinnen die dazwischen liegenden Flächen eine eigene Struktur. Die transparenten Streifen überlappen sich nämlich an den Rändern und bilden oft schmale opake Zonen verdickter Farbe aus, so dass nachtdunkle Komponenten und durchscheinende Bereiche zu gestalthafter Einheit verschmelzen. An der Nasenwurzel leuchtet das zum Abschluss aufgetragene Weisheitszeichen in hellem Ton und unterstreicht den religiös-meditativen Charakter der Bilder zusätzlich."

Dieser Charakter, der die wie Ikonen wirkenden "Meditationen" beherrscht, kommt auf besondere Weise in den auf Goldgrund gemalten Stücken der Serie zum Tragen. Angesichts der religiösen Symbolhaftigkeit, die die Restzüge des menschlichen Antlitzes in dieser letzten mystischen Versenkung gewinnen, hatte der befreundete Maler Alo Altripp Jawlensky dazu angeregt, den in der mittelalterlichen und griechisch-orthodoxen Kunst üblichen Goldgrund als Malfläche zu verwenden. Die Versuche blieben jedoch vereinzelt; Jawlensky, der stets mehrere kleine, nebeneinander befestigte Pappen mit seinen mühsamen Pinselzügen bedeckte, malte nur insgesamt fünf der "Meditationen" auf Goldgrund.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.

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