Joseph Beuys zum 100. Geburtstag
Am 12. Mai 1921, vor 100 Jahren, wurde Joseph Beuys in Krefeld geboren. Mit seinem plastisch-bildhauerischem Schaffen avancierte er zu den bedeutendsten Künstlern der Nachkriegszeit. Im Jahr 1979 rückte der damalige Direktor des Lenbachhauses Armin Zweite mit dem Ankauf des Werks "zeige deine Wunde" gesellschaftliche Fragen zeitgenössischer Kunst in den Vordergrund.
Anlässlich des Geburtstags von Beuys sowie von Armin Zweite am 14. Mai bieten wir digitale Live-Führungen durch die Ausstellung zum Künstler an (hier geht's zur Anmeldung). Wer noch mehr über das vielfältige Schaffen von Beuys erfahren möchtet, dem legen wir unsere neue Monografie zu seinem Environment "zeige deine Wunde" an Herz, die Anfang Juni erscheint (hier könnt Ihr das Buch vorbestellen). Autorin ist Eva Huttenlauch, unsere Sammlungsleiterin des Bereichs Kunst nach 1945, verlegt wird der Band vom Schirmer/Mosel-Verlag München. Die Publikation erscheint als siebter Band der Schriftenreihe "Edition Lenbachhaus", die der Förderverein e. V. des Lenbachhaus ermöglicht; sie widmet sich Themen, die sich aus Programm und Sammlung des Museums ableiten. Hier bekommt Ihr schon jetzt einen kleinen Einblick in die Geschichte, wie Joseph Beuys die Kunstszene in München veränderte.
"zeige deine Wunde" stellte Beuys 1976 zunächst im Kunstforum der Maximiliansunterführung aus, im Januar 1980 richtete er das Environment dann im Lenbachhaus ein. Mit dem Ankauf des Werkes durch Armin Zweite im Herbst 1979 begann die lange, fruchtbare Beziehung des Hauses zu Joseph Beuys; zugleich rief er in der Stadt München eine öffentliche Diskussion über den Wert von Kunst hervor, so dass er exemplarisch für die erfolgreichen, wechselvollen und umstrittenen Momente in der Sammlungsgeschichte des Lenbachhauses steht. Die Erwerbung erschien als Provokation, vor allem aber als Aufbruch des Museums in neue Dimensionen des Sammelns. Denn erstmals wurde ein bedeutendes Kunstwerk erworben, dessen Autor keinen Lebens- oder Arbeitsmittelpunkt in München hatte. Damit waren die Weichen gestellt für die Erweiterung der Sammlung in die internationale Gegenwartskunst.
Die Beziehung zu Joseph Beuys setzte sich 1981 fort, zwei Jahre nach der Neuerwerbung, in der Ausstellung "Joseph Beuys – Arbeiten aus Münchener Sammlungen", kuratiert von Armin Zweite. 25 private und öffentliche Sammlungen liehen 350 Exponate. 1986 folgte die Ausstellung "Beuys zu Ehren" und 1999 eine Ausstellung der Multiples. 2012 gelang dem nachfolgenden Direktor Helmut Friedel die Erwerbung des Environments "vor dem Aufbruch aus Lager I" (1979/80) aus der Sammlung Lothar Schirmer. Seit der Wiedereröffnung des Lenbachhauses 2013 nach langer Sanierung stehen beide Environments miteinander in Dialog. Der umgebaute Atelierflügel von Franz von Lenbach ist seither auch das Zuhause einer Schenkung von Lothar Schirmer, der dem Lenbachhaus seine bedeutende Sammlung an Plastiken von Beuys übergab. Dieses 15 Werke umfassende Konvolut der Jahre 1949 bis 1972 repräsentiert seither beispielhaft Beuys' plastisch-bildhauerisches Schaffen. 2017 hat sich das Lenbachhaus unter der Direktion von Matthias Mühling mit der Ausstellung "Joseph Beuys. Einwandfreie Bilder 1945–1984", kuratiert von Eva Huttenlauch, Matthias Mühling und Lothar Schirmer, den Arbeiten auf Papier zugewendet, die allesamt aus der Sammlung Schirmer stammten.
Im neuen Band "Edition Lenbachhaus" erlebt Ihr eine intensive Einzelbetrachtung eines Hauptwerks unserer Beuys-Sammlung. Diese Darstellung des namhaften Environments leistet nicht nur einen Beitrag zur Geschichte und Sammlung des Museums, sondern gelangt im Jahr des 100. Geburtstags von Joseph Beuys auch zu einer fundierten Einschätzung und Interpretation seiner Kunst, die bislang häufig hinter die Fokussierung auf seine Person zurücktrat.
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