Gärten - Ordnung, Inspiration, Glück
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Gärten sind Natur im Kleinen. Ohne menschliche Arbeit kann es sie nicht geben. Wenn Maler sich diesem Thema nähern, dann sind sie nicht in erster Linie an dem Ergebnis dieser Arbeit interessiert, das ein genaues topographisches Abbild erfordern würde. Vielmehr stellt sich im Garten für sie die Widersprüchlichkeit des Lebens dar, seine nur scheinbare Dauer und Festigkeit: Fülle und Vergänglichkeit, physische Enge und Sehnsucht nach der Weite, heimische Nähe und exotische Ferne, Realität und Traum, Wissenschaft und Alptraum sind Gegensatzpaare, die in ihren Darstellungen sinnlichen Ausdruck finden. Ihre Bilder sprechen nicht nur unsere Sehnsüchte an, sie berühren auch die Labilität unserer Existenz.
Gärten gehören zur Geschichte der sesshaften Menschheit. Zunächst dem physischen Bedarf dienend, erfüllten sie bald das Bedürfnis nach dekorativer Schönheit. In ihrer Farben- und Formenpracht stellte sich die Fülle irdischen Lebens und irdischen Reichtums dar. Dass diese Fülle das Ergebnis hingebungsvoller Pflege und eines dauerhaften Kampfes mit den natürlichen Widersachern ist, kommt in den Bildern nur selten zum Ausdruck. Sie vermitteln dagegen den Eindruck flüchtiger, aber überirdischer poetischer Schönheit.
Ein wesentliches Element des Gartens ist die Begrenzung, die Einzäunung oder Mauer. In dem dadurch erzeugten Kleinklima und Schutz vor der Außenwelt kann sich die Pracht der kultivierten Pflanzen entfalten und ihren Besitzer erfreuen. In seiner Abgeschlossenheit ist der Garten immer auch ein Gegenbild zur Weite und Unendlichkeit der Landschaft. Der in seiner Üppigkeit geborgene Mensch kann dies auch als Beengung empfinden. Die Mauer wird ihm zur Grenze zwischen seinem realen Dasein und der geistigen Freiheit, die ihn in die Ferne lockt.
Ausgrenzender Besitz durch die höheren Stände ist bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein wesentlicher Bestandteil des Gartens. Erst mit der Aufklärung wird der Garten zur Landschaft und damit auch für die Allgemeinheit geöffnet. Er wird zur Essenz der Landschaft, zu ihrem Idealbild. Vorher stellte sich in ihm die Essenz der Natur als schaffende Kraft des Lebens dar.
Seit dem Mittelalter waren die Gärten Sammelbecken der Erinnerungen an Reisen in die Ferne. Schon früh wurden manche Nelken- und Rosenarten, später im 17. Jahrhundert die Tulpen aus exotischen Fernen eingeführt und fanden in den europäischen Gärten eine Stätte ihres Kultes. Auch darin umfasste der begrenzte Ort des Gartens schon immer die Weite der Welt. Er war das Ergebnis des Bestrebens, die Ferne in die heimische Natur hereinzuholen.
Ausgehend vom Frankfurter Paradiesgärtlein zeigt die Ausstellung Gemälde und Zeichnungen aus allen Regionen Europas bis zur Gegenwart. Rubens, Watteau, Blechen, Lessing, Carus, Böcklin, Manet, Renoir, van Gogh, Max Ernst, Klee, Beuys und Fischli / Weiss gehören zu den ausgestellten Künstlern.
Die Ausstellung wurde von Sabine Schulze im Städel Museum in Frankfurt erarbeitet, wo sie vom 24. November 2006 bis zum 11. März 2007 zu sehen war.