Werktext
Für Gabriele Münter bedeutete, ähnlich wie für Wassily Kandinsky, die Entdeckung der Gegend um den kleinen oberbayerischen Ort Murnau im Alpenvorland eine entscheidende Wende in ihrer künstlerischen Entwicklung. Im Herbst 1908 hatten beide nach Jahren ständigen Reisens und längerer Auslandsaufenthalte eine gemeinsame Wohnung in der Ainmillerstraße in München bezogen. Kurz zuvor hatten sie Murnau erstmals besucht und kehrten bald darauf zu einem gemeinsamen Studienaufenthalt mit Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin dorthin zurück.
Ein Tagebucheintrag Münters von 1911 gibt das Gefühl der Befreiung aus einem Zustand jahrelangen künstlerischen Suchens und die Begeisterung über einen Neubeginn anschaulich wieder: "Murnau hatten wir auf einem Ausflug gesehen und an Jawlensky und Werefkin empfohlen – die uns im Herbst auch hinriefen. Wir wohnten im Griesbräu und es gefiel uns sehr. Ich habe da nach kurzer Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhalts, zum Abstrahieren – zum Geben eines Extrakts."
Die kleine Ölstudie von Jawlensky und Werefkin, die das Malerpaar auf einer Wiese lagernd zeigt, entstand bei einem gemeinsamen Aufenthalt im Juli 1909 in Murnau. Es führt den Wandel in Münters Schaffen, die plötzlich kühne, kompromisslose Selbstständigkeit und die Betonung einer reduzierten Umrisszeichnung gegenüber ihren bisherigen, an der Tradition des Spätimpressionismus orientierten Malstudien vor der Natur eindrücklich vor Augen. Radikale Formvereinfachung und klare, kräftige Farbkontraste kennzeichnen das Bild. In das dichte, homogene Grün des Wiesenhangs und das ebenso dichte Blau des Himmels und der Berge sind die Figuren als einfache Grundformen, die Gesichter kaum angedeutet, eingefügt.
Alle wichtigen Elemente werden lapidar und treffsicher in kräftige schwarze Konturen gefasst, in der Technik des Cloisonnismus, die ihr, letztlich von Paul Gauguin herkommend, Alexej Jawlensky vermittelt hatte. Gerade zu Jawlensky pflegte Münter in dieser Zeit besonders enge künstlerische Kontakte und nahm vor allem seine Anregungen zu einer "Synthese" des Bildes – ein "Zusammenziehen" der Elemente auf wenige charakteristische Formen – in ihre direkte, von allem Nebensächlichen befreite Sicht der Dinge auf. In der ersten Murnauer Zeit schuf Münter mit neuer Arbeitslust eine Vielzahl von wichtigen Bildern, die ein wesentlicher künstlerischer Beitrag zur späteren Bewegung des 'Blauen Reiter sind.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Ein Tagebucheintrag Münters von 1911 gibt das Gefühl der Befreiung aus einem Zustand jahrelangen künstlerischen Suchens und die Begeisterung über einen Neubeginn anschaulich wieder: "Murnau hatten wir auf einem Ausflug gesehen und an Jawlensky und Werefkin empfohlen – die uns im Herbst auch hinriefen. Wir wohnten im Griesbräu und es gefiel uns sehr. Ich habe da nach kurzer Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhalts, zum Abstrahieren – zum Geben eines Extrakts."
Die kleine Ölstudie von Jawlensky und Werefkin, die das Malerpaar auf einer Wiese lagernd zeigt, entstand bei einem gemeinsamen Aufenthalt im Juli 1909 in Murnau. Es führt den Wandel in Münters Schaffen, die plötzlich kühne, kompromisslose Selbstständigkeit und die Betonung einer reduzierten Umrisszeichnung gegenüber ihren bisherigen, an der Tradition des Spätimpressionismus orientierten Malstudien vor der Natur eindrücklich vor Augen. Radikale Formvereinfachung und klare, kräftige Farbkontraste kennzeichnen das Bild. In das dichte, homogene Grün des Wiesenhangs und das ebenso dichte Blau des Himmels und der Berge sind die Figuren als einfache Grundformen, die Gesichter kaum angedeutet, eingefügt.
Alle wichtigen Elemente werden lapidar und treffsicher in kräftige schwarze Konturen gefasst, in der Technik des Cloisonnismus, die ihr, letztlich von Paul Gauguin herkommend, Alexej Jawlensky vermittelt hatte. Gerade zu Jawlensky pflegte Münter in dieser Zeit besonders enge künstlerische Kontakte und nahm vor allem seine Anregungen zu einer "Synthese" des Bildes – ein "Zusammenziehen" der Elemente auf wenige charakteristische Formen – in ihre direkte, von allem Nebensächlichen befreite Sicht der Dinge auf. In der ersten Murnauer Zeit schuf Münter mit neuer Arbeitslust eine Vielzahl von wichtigen Bildern, die ein wesentlicher künstlerischer Beitrag zur späteren Bewegung des 'Blauen Reiter sind.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.