Blick aufs Murnauer Moos von Gabriele Münter

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Gabriele Münter, Blick aufs Murnauer Moos, 1908

Details

Datierung
1908
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Pappe
Maße
32,7 cm x 40,5 cm
Signatur / Beschriftung
u. r.: M 08; rückseitig von Gabriele Münter: Münter 1908; Blick aufs Moos.
Ausgestellt
In "Der Blaue Reiter"
Inventarnummer
GMS 654
Zugang
Schenkung 1957
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
Zitiervorschlag / Permalink
Gabriele Münter, Blick aufs Murnauer Moos, 1908, Öl auf Pappe, 32,7 cm x 40,5 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/blick-aufs-murnauer-moos-30018336
Tags

Werktext

Zu den ersten Murnauer Landschaftsbildern Gabriele Münters zählt der "Blick aufs Murnauer Moos" vom Herbst 1908, der die Ansicht über die moorigen Wiesen der Gegend um den Staffelsee auf die blauen Berge der Alpen zeigt. Einige wenige Bodenlinien werden von schwarzen Konturen kaum angedeutet,Vorder- und Hintergrund sind aufgehoben in einer additiven und skizzenhaften Malweise, die die Farben der Landschaft mit deutlich sichtbarem Pinselduktus flächig verstreicht und dabei an vielen Stellen die freigelassene hellbraune Malpappe wie den Grund der Erde in die Komposition miteinbezieht.

Beispielhaft und mit einfachsten Mitteln ist Münter mit dieser abendlichen Ansicht und ihren sparsamen, doch gewagt nebeneinander gesetzten Grün- und Blautönen das gelungen, was auch Kandinsky und Jawlensky zur gleichen Zeit anstrebten und was zu den großen Errungenschaften dieser ersten Murnauer Jahre gehört: die Reduktion der Einzelformen, die Unabhängigkeit der Farbe, Vernachlässigung oder Aufgabe der Perspektive und eine zunehmende Vereinfachung der Gegenstände zur Steigerung des Ausdrucks. Die Bedeutung solcher neuartigen formalen Mittel für die Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland kann nicht hoch genug eingeschätzt werden und findet einzig in den frühen Landschaftsbildern der 'Brücke'-Maler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff eine Entsprechung.

Zu dieser Loslösung des Blicks, den ein Bild wie "Blick aufs Murnauer Moos" voraussetzt, trug das Landschaftserlebnis des Voralpenlandes mit seinem spiegelnden Licht, das die Bergketten und Formationen der Landschaft oft in starken, unwirklichen Farben wie nahe gerückt, dann wieder weit entfernt erscheinen lässt, entscheidend bei. Die scheinbar willkürliche Farbigkeit, das Violett und Blau zwischen ungemilderten, ohne atmosphärische Brechung nebeneinander stehenden Grüntönen des Murnauer Mooses dürfte durchaus einem Natureindruck entsprochen haben, doch zieht Münter lediglich eine Essenz aus den landschaftlichen Grundelementen. Ihre großen künstlerischen Stärken, die Intensität des Blicks und die Fähigkeit zur Vereinfachung des real Gesehenen, gelangten in Murnau zur vollen Entfaltung und fanden die Bewunderung ihrer Freunde, denen sie darin zeitweise zum Vorbild wurde.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.

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