Phantastisch!

Alfred Kubin und Der Blaue Reiter

Phantastisch!

Häufig wird der österreichische Zeichner Alfred Kubin (1877-1959) als ein Gründungsmitglied des Blauen Reiter genannt, seine konkreten Beziehungen zu diesem Künstlerkreis sind jedoch so gut wie unbekannt. Die Ausstellung zeichnet erstmals mit einer Fülle von Werken, Dokumenten und Fotografien die komplexen persönlichen und künstlerischen Verflechtungen nach: Es ist fast völlig in Vergessenheit geraten, dass Kubins erste Ausstellung in München und sein berühmtes, aufsehenerregendes Frühwerk mit den drastischen Visionen von Trieb- und Zwangsvorstellungen, die Einblicke „in die Dunkelkammer der modernen Seele” erlaubten, 1904 von Wassily Kandinsky in der Künstlervereinigung Phalanx präsentiert wurde.

Fünf Jahre später – Kubin hatte eine Phase des Umbruchs hinter sich, seinen Roman Die andere Seite niedergeschrieben und war von München nach Zwickledt in Oberösterreich gezogen – wurde er 1909 zur Neuen Künstlervereinigung München um Kandinsky, Münter, Jawlensky und Werfekin hinzugezogen. Auch nach der Abspaltung des Blauen Reiter 1911 wurde Kubin umgehend in einem Brief von Gabriele Münter zum Mitmachen aufgefordert. Jetzt waren es die seelischen, phantastischen und traumhaften Dimensionen, die die Künstlerfreunde an Kubins neuartigen, kalligraphisch flüssigen Tuschfederzeichnungen faszinierten. Bei der 2. Blauer Reiter-Ausstellung präsentierte er vielfigurige Szenen, die in beunruhigend irrationaler Weise einen Teppich des Lebens ausbreiten, wobei oft ein geheimnisvolles „Zwischenreich” aufscheint. Es ist diese geistige Dimension, der sich etwa auch Kandinsky, Franz Marc oder Paul Klee in ihren Werken verbunden fühlten.

Kuratiert von Annegret Hoberg

Stimmen

"Motivisch und stilistisch sind Kubins Kosmen die Urbilder aller Bildwelten, die bis heute auf Buchtiteln und Leinwänden, Monitoren, Spielkonsolen fantastische Welten und fremde Galaxien ausmalen."

Catrin Lorch, Süddeutsche Zeitung

"Einen nicht nur kleinen, sondern richtig kulinarischen Vorgeschmack darauf [(Digitalisierung des Kubin-Archivs, Anm.)] bietet jetzt in dieser Ausstellung, die neben einer Fülle von Bildern auch Vitrinen mit Briefen und Postkarten der Kubin-Korrespondenz präsentiert. Weil dieser Literarisch-historische Aspekt der Schau angesichts der überwältigenden Zeichnungen und Gemälde Kubins natürlich immer trocken oder akademisch scheinen muss (obwohl er es in Wirklichkeit gar nicht ist), erweist sich der wunderbare Katalog mit abgedruckten Korrespondenzen als integraler Bestandteil des Ausstellungsprojekts."

Alexander Altmann, Münchner Merkur

"Seine drastisch-düsteren Bilder irritieren bis heute, und nach leuchtenden Farben sucht man vergeblich. Doch der österreichische Zeichner Alfred Kubin war eng mit dem 'Blauen Reiter' verbandelt - das zeigt jetzt eine famose Ausstellung im Lenbachhaus."

Christa Sigg, Abendzeitung

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