Name
Willy Jaeckel
Lebensdaten
1888 – 1944
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Berlin
GND-Nr.
118711245
Biografie

Stud.: 1906-09 KGS Breslau bei Eduard Kaempffer, 1909-10 ABK Dresden bei Oskar Zwintscher und Otto Gussmann. Im Herbst 1910 Rückkehr nach Breslau, ab 1912 dort eigenes Atelier sowie erste mon. Werke (Kampf; Dasein, beide Öl/Lw., 1912/13; zerst.). 1913 Entwürfe zu Wanddekorationen für die "Poelzig-Halle" in Breslau (verschollen) sowie Übersiedlung nach Berlin, wo er noch 1913 bei Gurlitt erfolgreich ausstellt. J. wird Mitgl. der Neuen Secession, 1915 der Berliner Secession (ab 1916 im Vorstand; regelmäßige Ausst.-Beteiligung). 1914 Publ. eines ersten Radierzyklus. Nach Ausbruch des 1. WK Mitarb. an versch. Kriegs-Publ. (u.a. "Kriegszeit. Künstlerflugblätter") sowie Entstehung der Mappe Memento (1914-15, 10 Lith.; B. 1915), die die Kriegschrecken drastisch zeigt. In Gem. wie Zweikampf (wohl Öl/Lw., 1915; Verbleib unbekannt) oder Der Hl. Sebastian I (Öl/Lw., 1915; Hamburg, KH) visualisiert J. Gewalt und Leid in überzeitlicher Darst. Die Werke zeigen den für J. in diesen Jahren char. expressionistischen Realismus mit ausdrucksstarken, in den Proportionen übersteigerten Figuren von wuchtiger Plastizität. 1916 Einberufung zum Kriegsdienst. Von diesem kurzzeitig zur Ausgestaltung des Arbeiter-Speisesaals der Keksfabrik von H. Bahlsen in Hannover befreit (Wanderer; Andacht und Schauen; Zärtlichkeit; Mütterlichkeit; alle Öl/Lw., 1916; 1943 zerst.). 1917 Einsatz als Kartenzeichner an der Ostfront, dort Zchngn zum Buch Hiob (13 Lith.; B. 1917); im März 1918 Versetzung nach Frankreich. Zurück in Berlin 1919 Ernennung zum Mitgl. der Preußischen AK, an deren Ausst. er konstant teilnimmt. Aufgrund der Kriegserfahrungen Beschäftigung mit der Bibel (Menschgott - Gott - Gottmensch, 200 Rad. in 4 F., Selbstverlag 1921-23) sowie theosophischen und phil. Konzepten. Ab 1920 Rückzug nach Gunzesried im Allgäu, wo relig. und mystische Ölbilder (z.B. Danae (Mystische Zeugung), Öl/Lw.; Regensburg, Ost-dt. Gal.), Lschn (z.B. Hochwald, Öl/Lw., 1923; Berlin, Bröhan-Mus.) sowie Bildnisse und Selbstbildnisse (z.B. Selbstbildnis, Öl/Lw., 1924; Berlin, NG) entstehen. 1924 Ill. zu Goethes "Faust", die als Höhepunkt seines graph. Werkes gelten (Berlin, 1925). 1926 Prof. an der Staatlichen KHS Berlin. In den folgenden Jahren vorwiegend Akt- und Porträtmalerei, die sich stilistisch der Neuen Sachlichkeit annähert (z.B. Hilde Busoni II [Japanerin], Öl/Lw., 1926; München, BSGS). J. avanciert zu einem gefragten Bildnismaler. Neu ist die Beschäftigung (ab 1924) mit der Pastellmalerei, die E. der 1930er Jahre zu einem seiner Hauptausdrucksmittel wird. Ab 1925 regelmäßiger Sommeraufenthalt auf Hiddensee. 1928 Rom-Preis der AK. Ab 1933 leidet J. zunehmend unter nationalsozialistischem Druck; eine Entlassung aus dem Lehramt wird aber durch seine Schüler verhindert. Bes. seine frühen Werke werden als "entartet" diskreditiert. J. zieht sich zunehmend nach Hiddensee zurück. Neben Aktbildern und Portr. entstehen auf der Insel Lschn (z.B. Dünenlandschaft auf Hiddensee, Pastell, 1930er Jahre; Berlin, Mus. Bröhan). 1943 Zerstörung seines Berliner Ateliers bei einem Bombenangriff und damit eines Großteils seines Werkes. J. gibt seine Lehrtätigkeit auf. Am 30. Januar 1944 wird er Opfer eines Bombenangriffs auf Berlin.

Werke

Berlin, Berlinische Gal. – Mus. Bröhan. - SMPK, NG. - Chemnitz, KM. - Hamburg, Altonaer Mus. - Kaiserslautern, Mus. Pfalz-Gal.- Nürnberg, StG. - Regensburg, Ost-dt. Gal. - Wuppertal, Von der Heydt.-Mus.

Ausstellungen

E: bis 1988 vgl. Klein, 1990 / 2004 Berlin, Bröhan-Mus. / 2009 Oldenburg, LM für Kunst und Kulturgeschichte / 2011 Bad Homburg, Mus. im Gotischen Haus. - G: 1926 Venedig: Bienn. / bis 1988 vgl. Klein, 1990.
Bibliographie

ThB18, 1925; Vo2, 1955. – NDB X 1974; Flemig, 1993; DA 15, 1996; Bénézit VII, 2006. – D.Klein, Der Expressionist W.J. (1844-1944). Gem., Biogr., Künstlerbriefe, Köln 1990 (Ausst. bis 1988, Lit. bis 1990); R.Meyer-Bremen (Ed.), Die Ausst.-Kat. des Königsberger KV (20. Jh.), Köln u.a. 1993; S.Stadel, Stud. zur expressionistischen Graphik der Zwanzigerjahre in Deutschland. W.J. und seine Zyklen zu Dantes "Göttlicher Komödie" (1923) und zu Goethes "Faust" (1925), Aachen 1999; W.J. 1888-1944. Apokalyptische Visionen (K Olaf-Gulbransson-Mus. Tegernsee), M. 2000; W.J. Malerei, Zchngn und Druckgrafik aus dem Hiddensee-Nachlass (K), Rostock 2002; Aichelburg I.1, 2003; M.Bröhan, W.J. (1888-1944). Gem., Pastelle, Aqu., B. 2003; W.Maier-Preusker (Ed.), Buch- und Mappenwerke mit Grafik des Dt. Expressionismus, W. 2006; B.Küster (Ed.), Der 1.WK und die Kunst. Von der Propaganda zum Widerstand (K Oldenburg), Gifkendorf 2008; Sommergäste: von Arp bis Werefkin. Klassische Moderne in Mecklenburg und Pommern (K Schwerin), M. 2011; Hiddensee: Insel der Fischer, Maler und Poeten. Fischerhude 2011. – Online: GNM-Archiv, 2003.

Quelle: AKL LXXVII, 2013, 161

Weitere Werke (1):