Werktext
In zunehmend "primitiven", zu den Ursprüngen zurückkehrenden Zeichen erreicht Paul Klees Malerei gegen Ende seines Lebens einen letzten Höhepunkt. Die zerbrochenen Figuren in diesem Bild mögen hieroglyphenhaft den "Rausch immerwährender Verwandlungsprozesse in der Natur" (Rosel Gollek) andeuten, aber auch die Vereinzelung gestalthafter menschlicher, tierischer und pflanzlicher Symbole. Der Kosmos des umfassenden Kunstbegriffs, wie ihn Klee in der "Schöpferischen Konfession" von 1920 formulierte, zerfällt in Fragmente. Aus dem umhegten Bezirk des Bildes "Rausch", der wie "Erz-Engel" auf grober Jute gemalt und auf einen weiteren, eingefärbten Stoff aufgeklebt ist, scheint es keinen Ausweg mehr zu geben. Das Konzept des Wachstums ist der Präsentation individueller Einzelformen gewichen, deren Sinn nicht mehr durch die Erfahrung eines inneren Zusammenhangs gewährleistet ist.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.