Werktext
1910 malte Alexej Jawlensky eine Serie von Stillleben, die zu seinen besten Werken der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gehören. Ab 1911 rückt das Thema des menschlichen Antlitzes, das sich in den Porträtköpfen bereits ankündigte, mit geradezu obsessivem Anspruch in das Zentrum seines Schaffens. Das "Blaue Stillleben" von 1911 (Hamburger Kunsthalle) kann deshalb in gewissem Sinne als Abschluss eines Genres angesehen werden, dem sich Jawlensky erst in seinen letzten Lebensjahren auf dem Krankenlager wieder zuwandte. Alle Stillleben von 1910-11 sind ein vorbehaltloses Bekenntnis zu dem überragenden Einfluss seines bewunderten Vorbilds Henri Matisse. Nach ihrer ersten Begegnung in Paris 1905 hatte Jawlensky bei seinem längeren Pariser Aufenthalt 1907 häufig das Atelier von Matisse aufgesucht, in dem sich damals junge Künstler aus ganz Europa trafen.
Das flächige und dekorative "Stillleben mit Früchten" ist ganz im Sinne von Matisse komponiert. Auf blaugrauer Fläche sind Äpfel, Gefäße und die dunkelblauen Finger stilisierter Blüten angeordnet, eine dünne horizontale Linie trennt sie vom intensiver blaugrünen Hintergrund. Doch in dem lebhaften, von physischem Einsatz zeugenden Pinselstrich und in einem gewissen schwerfälligen Ernst prägt sich die Eigenart Jawlenskys gegenüber dem optischen Fest der Malerei Matisse' aus. Auch seine Äußerung "Ich suchte intensiv in diesen Stillleben nicht den stofflichen Gegenstand, sondern wollte durch Farben und Formen das ausdrücken, was in mir vibrierte" zeugt von einem ganz persönlichen Anliegen. Vergleicht man "Stillleben mit Früchten" mit dem "Stillleben grau" von Gabriele Münter, so wird der Bezugspunkt, den Jawlenskys Bilder für Münters Malerei damals darstellten, besonders deutlich.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Das flächige und dekorative "Stillleben mit Früchten" ist ganz im Sinne von Matisse komponiert. Auf blaugrauer Fläche sind Äpfel, Gefäße und die dunkelblauen Finger stilisierter Blüten angeordnet, eine dünne horizontale Linie trennt sie vom intensiver blaugrünen Hintergrund. Doch in dem lebhaften, von physischem Einsatz zeugenden Pinselstrich und in einem gewissen schwerfälligen Ernst prägt sich die Eigenart Jawlenskys gegenüber dem optischen Fest der Malerei Matisse' aus. Auch seine Äußerung "Ich suchte intensiv in diesen Stillleben nicht den stofflichen Gegenstand, sondern wollte durch Farben und Formen das ausdrücken, was in mir vibrierte" zeugt von einem ganz persönlichen Anliegen. Vergleicht man "Stillleben mit Früchten" mit dem "Stillleben grau" von Gabriele Münter, so wird der Bezugspunkt, den Jawlenskys Bilder für Münters Malerei damals darstellten, besonders deutlich.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.