Werktext
Corinth malte, zeichnete und radierte regelmäßig Selbstporträts, fast 50 insgesamt. Das Besondere an diesem Beispiel ist die Verbindung von persönlicher Selbstbespiegelung mit gesellschaftlicher Positionierung und aktuellem Zeitgeschehen.
Für sein Künstler-Selbstporträt zeigt sich Corinth nicht beim Malen. Stattdessen hat er sich mit seinem Atelierutensil, einem aufgehängten Skelett, vor dem Atelierfenster aufgebaut, das den Blick auf die unspektakuläre Kulisse Nordschwabings freigibt. Mit diesem Ausschnitt seines Arbeitsumfeldes unterstreicht Corinth die Authentizität seiner etwas verdrießlich wirkenden künstlerischen Selbstbefragung.
Unter dieser augenscheinlich konkreten Oberfläche liegt eine weitere persönliche Bedeutungsebene: Corinth trägt eine auffallend stillose Kombination von kariertem Hemd und gemusterter Krawatte. Die verschlungenen Ringe auf der Krawatte (ein Symbol der Treue) verweisen ebenso wie das Skelett (als Symbol der Vergänglichkeit) auf Corinths im selben Jahr vollzogene Aufnahme in die Freimauererloge „In Treue fest“ (in Raum 32 hängt sein Gruppenporträt der Loge).
Schließlich und nicht zuletzt war im Jahre 1896 eine Gegenüberstellung von Skelett und strotzender Künstlerpersönlichkeit überaus aktuell. Wilhelm Conrad Röntgen hatte 1895 an der Universität Würzburg die von ihm sogenannten X-Strahlen entdeckt. Die ersten Röntgenphotographien waren gerade an die Öffentlichkeit gelangt. Eine Sensation mit Enttäuschungen – der Blick ins Innere des Menschen offenbarte nichts über seine "inneren Werte", sondern lediglich sein Knochengerüst.
Für sein Künstler-Selbstporträt zeigt sich Corinth nicht beim Malen. Stattdessen hat er sich mit seinem Atelierutensil, einem aufgehängten Skelett, vor dem Atelierfenster aufgebaut, das den Blick auf die unspektakuläre Kulisse Nordschwabings freigibt. Mit diesem Ausschnitt seines Arbeitsumfeldes unterstreicht Corinth die Authentizität seiner etwas verdrießlich wirkenden künstlerischen Selbstbefragung.
Unter dieser augenscheinlich konkreten Oberfläche liegt eine weitere persönliche Bedeutungsebene: Corinth trägt eine auffallend stillose Kombination von kariertem Hemd und gemusterter Krawatte. Die verschlungenen Ringe auf der Krawatte (ein Symbol der Treue) verweisen ebenso wie das Skelett (als Symbol der Vergänglichkeit) auf Corinths im selben Jahr vollzogene Aufnahme in die Freimauererloge „In Treue fest“ (in Raum 32 hängt sein Gruppenporträt der Loge).
Schließlich und nicht zuletzt war im Jahre 1896 eine Gegenüberstellung von Skelett und strotzender Künstlerpersönlichkeit überaus aktuell. Wilhelm Conrad Röntgen hatte 1895 an der Universität Würzburg die von ihm sogenannten X-Strahlen entdeckt. Die ersten Röntgenphotographien waren gerade an die Öffentlichkeit gelangt. Eine Sensation mit Enttäuschungen – der Blick ins Innere des Menschen offenbarte nichts über seine "inneren Werte", sondern lediglich sein Knochengerüst.