Werktext
In den Bildern von Spaziergängern am See, die durch die Darstellungen Zoologischer Gärten und einen ersten "Spaziergang auf der Brücke" von 1912 (Hessisches Landesmuseum, Darmstadt) bereits vorbereitet wurden und nun in großer Zahl in Hilterfingen entstehen, zeigt sich Macke auf dem Höhepunkt seiner Könnerschaft. Der große Zauber seiner Kunst, das Gleiten zwischen einer rein auf Optik angelegten Augenlust und dem stillen Versenken in die Figur, entfaltet sich meisterlich in diesen funkelnden Parklandschaften, in denen die promenierenden Spaziergänger träumerisch entrückt einen Moment innezuhalten scheinen.
"Eine Gelockertheit in den Farben, ein wunderbares Leuchten, besonders in den grünen Tönen der Bäume, dem durchscheinenden Blau des Himmels, den Sonnenflecken am Boden, die vom hellsten Gelb sich zum tiefsten Rotbraun verdunkelten, sind charakteristisch für seine letzten Bilder. Die Figuren stehen in dieser Atmosphäre weich und doch nicht ohne Kontrast, es gibt keine starken Konturen mehr, alles fließt, die Farbe ist entmaterialisiert, sie ist wie Emailleschmelz. Eine ungeheure Konzentration steckt in den damals zuerst entstandenen, meist ganz kleinen Bildern, die wie Juwelen leuchten … es sind wahre Dichtungen, Visionen des täglichen zufälligen Lebens, gestaltet mit ungebrochener Freude und einer tiefen Inbrunst der Hingegebenheit an das Werk", schreibt Elisabeth Erdmann-Macke nach Mackes Tod über diese Bilder.
Mehrfach taucht das Motiv der Brücke oder der Uferpromenade auf, über deren Geländer oder Mauern sich im Schauen versunkene Gestalten beugen. In "Promenade" sind es zwei identisch gekleidete Männer und vorn eine schematisiert gezeichnete Frauenfigur mit rotem Rock und weißer Bluse. Im Mittelpunkt der kurvigen, farbigen Volumen verharrt ein junges, elegant gekleidetes Paar in intimem, aber stummem Beieinander. Zwischen den weichen Umrisslinien ihrer Gestalten besteht ein Distanz haltendes Beziehungsgefüge, auch hier bleibt jede Figur für sich in Schauen versunken.
"Wie in vielen Parklandschaften scheint auch in dem Bild 'Promenade' die Zeit stillzustehen. Ein flüchtiger Augenblick ist festgehalten, der die Menschen beim Müßiggang zeigt … Bei längerem Hinsehen erscheint die Szene plötzlich wie entrückt, mutet unwirklich an, ist von seltsamer Stille. Alles ist in Bewegungslosigkeit erstarrt – trotz der Dynamik der farblichen Gestaltung der Komposition" (Magdalena M. Moeller). Trotz aller strahlenden Festlichkeit der modernen Refugien und ihres Müßiggangs, deren Darstellung sich Macke in Hilterfingen beinahe ausschließlich widmet, schwingt ein melancholischer Unterton im Bewusstsein um die Vergänglichkeit des festgehaltenen Augenblicks mit.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
"Eine Gelockertheit in den Farben, ein wunderbares Leuchten, besonders in den grünen Tönen der Bäume, dem durchscheinenden Blau des Himmels, den Sonnenflecken am Boden, die vom hellsten Gelb sich zum tiefsten Rotbraun verdunkelten, sind charakteristisch für seine letzten Bilder. Die Figuren stehen in dieser Atmosphäre weich und doch nicht ohne Kontrast, es gibt keine starken Konturen mehr, alles fließt, die Farbe ist entmaterialisiert, sie ist wie Emailleschmelz. Eine ungeheure Konzentration steckt in den damals zuerst entstandenen, meist ganz kleinen Bildern, die wie Juwelen leuchten … es sind wahre Dichtungen, Visionen des täglichen zufälligen Lebens, gestaltet mit ungebrochener Freude und einer tiefen Inbrunst der Hingegebenheit an das Werk", schreibt Elisabeth Erdmann-Macke nach Mackes Tod über diese Bilder.
Mehrfach taucht das Motiv der Brücke oder der Uferpromenade auf, über deren Geländer oder Mauern sich im Schauen versunkene Gestalten beugen. In "Promenade" sind es zwei identisch gekleidete Männer und vorn eine schematisiert gezeichnete Frauenfigur mit rotem Rock und weißer Bluse. Im Mittelpunkt der kurvigen, farbigen Volumen verharrt ein junges, elegant gekleidetes Paar in intimem, aber stummem Beieinander. Zwischen den weichen Umrisslinien ihrer Gestalten besteht ein Distanz haltendes Beziehungsgefüge, auch hier bleibt jede Figur für sich in Schauen versunken.
"Wie in vielen Parklandschaften scheint auch in dem Bild 'Promenade' die Zeit stillzustehen. Ein flüchtiger Augenblick ist festgehalten, der die Menschen beim Müßiggang zeigt … Bei längerem Hinsehen erscheint die Szene plötzlich wie entrückt, mutet unwirklich an, ist von seltsamer Stille. Alles ist in Bewegungslosigkeit erstarrt – trotz der Dynamik der farblichen Gestaltung der Komposition" (Magdalena M. Moeller). Trotz aller strahlenden Festlichkeit der modernen Refugien und ihres Müßiggangs, deren Darstellung sich Macke in Hilterfingen beinahe ausschließlich widmet, schwingt ein melancholischer Unterton im Bewusstsein um die Vergänglichkeit des festgehaltenen Augenblicks mit.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.