Werktext
Das Bild "Mann am Tisch" zeigt Wassily Kandinsky mit verschränkten Armen an einem Tisch sitzend. Wie in momentaner Aufmerksamkeit wendet er sein Gesicht der Malerin zu. Bereits dieser trotz der schemenhaften Züge und der verwischten Augenpartie wahrnehmbare Eindruck widerspricht dem Charakter des Modellsitzens für ein Porträt, in dem der Dargestellte im Zentrum der Betrachtung steht. Vielmehr geht auch hier, nach einem ähnlichen Prinzip wie in dem Gemälde "Zuhören" die schmale, leicht zusammengekauerte Figur Kandinskys mit den rigoros vereinfachten Gegenständen ihrer engräumigen Umgebung eine beinahe stilllebenhafte Verbindung ein.
Tasse, Teller, Gebäck und Blumentopf neben ihm sind in gedämpften Farben, vornehmlich Ocker, Braun und Olivgrün, auf das dünne Weiß des Tischtuchs gesetzt. Die hohe dunkelgrüne Pflanze bedrängt dabei mit ihren wie in Abwehr abgespreizten Zweigen den leicht zurückversetzten Mann am Tisch, der die Arme verschränkt hält. Auch die blassen, sparsamen Farben, denen das Orange der Frucht in der Mitte kaum eine Bereicherung hinzufügt, lassen im Betrachter den Eindruck leichter Dissonanz zurück. Ein Grundzug des abstrahierenden Sehens von Münter, die Enthüllung eines leisen, eigenen Lebens hinter dem optischen Gesamteindruck der Erscheinungen, scheint hier auch geheime Spannungen zwischen dem Dargestellten, der sie eher aus dem Bild heraus zu beobachten scheint, und ihr selbst zu offenbaren. Frappierend sind dabei die Mittel einer überwiegend zeichnerischen Reduktion, die sich auf Umrisse und Flächen konzentriert. Im Falle dieses Bildes ist zu berücksichtigen, dass Münter selbst es als Skizze bezeichnete.
Kandinsky schätzte das Werk sehr – nicht zuletzt wohl wegen der 'Bescheidenheit' und kompromisslosen Schlichtheit, mit der Münter auch hier ohne "jede Spur von weiblicher oder männlicher Koketterie" vorgegangen sei – und ließ es im Almanach "Der Blaue Reiter" reproduzieren.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Tasse, Teller, Gebäck und Blumentopf neben ihm sind in gedämpften Farben, vornehmlich Ocker, Braun und Olivgrün, auf das dünne Weiß des Tischtuchs gesetzt. Die hohe dunkelgrüne Pflanze bedrängt dabei mit ihren wie in Abwehr abgespreizten Zweigen den leicht zurückversetzten Mann am Tisch, der die Arme verschränkt hält. Auch die blassen, sparsamen Farben, denen das Orange der Frucht in der Mitte kaum eine Bereicherung hinzufügt, lassen im Betrachter den Eindruck leichter Dissonanz zurück. Ein Grundzug des abstrahierenden Sehens von Münter, die Enthüllung eines leisen, eigenen Lebens hinter dem optischen Gesamteindruck der Erscheinungen, scheint hier auch geheime Spannungen zwischen dem Dargestellten, der sie eher aus dem Bild heraus zu beobachten scheint, und ihr selbst zu offenbaren. Frappierend sind dabei die Mittel einer überwiegend zeichnerischen Reduktion, die sich auf Umrisse und Flächen konzentriert. Im Falle dieses Bildes ist zu berücksichtigen, dass Münter selbst es als Skizze bezeichnete.
Kandinsky schätzte das Werk sehr – nicht zuletzt wohl wegen der 'Bescheidenheit' und kompromisslosen Schlichtheit, mit der Münter auch hier ohne "jede Spur von weiblicher oder männlicher Koketterie" vorgegangen sei – und ließ es im Almanach "Der Blaue Reiter" reproduzieren.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.