Werktext
Die 'Improvisationen' boten Wassily Kandinsky ein weites Experimentierfeld für die zunehmende Verunklärung des Bildgegenstandes, die für ihn ein wichtiges Mittel im Ringen um das abstrakte Bild war. Abstrakte Malerei, die seinem Bestreben nach neue, immaterielle 'geistige' Inhalte zum Ausdruck bringen sollte, erhält im Schaffen Kandinskys ihre bedeutungsvolle Färbung stets über einen komplizierten Prozess der Ablösung vom Gegenstand und den Rudimenten seines "inneren Klangs". Von daher auch lehnte Kandinsky den viel naheliegenderen Weg der geometrischen oder ornamentalen Abstraktion ab.
Auch in einem Gemälde wie "Improvisation 18 (mit Grabstein)" bleiben figürliche Reste erhalten, sie werden jedoch immer weiter in eine Unkenntlichkeit zurückgenommen, gleichsam in tiefere Schichten eingelassen und ihrer konkreten äußeren Gestalt wie auch Bedeutung entkleidet. Einzig ihr "innerer Klang", der – wie der scheinbar absurd losgelöste Sinn eines wiederholt gesprochenen Wortes – als Echo zurückbleibt, lebt fort und füllt das Bild mit einer Vielzahl kaum greifbarer, doch latent vorhandener, erregender Implikationen.
Das Gemälde ist ein beunruhigendes, in Diagonalen übereinander getürmtes Kompendium nicht deutbarer Formen, zwischen denen leere, fahle Zonen die Reste einer Landschaft andeuten mögen. Am rechten unteren Bildrand meint man in einer schmutzig grauen Fläche drei Grabsteine zu erkennen, in der Höhe links scheinen ihnen drei vornübergeneigte Gestalten in zurückweichendem Verharren zu antworten. In der Mitte offenbar eine weitere zusammengedrängte Gestaltengruppe. Vage könnten sich Assoziationen mit dem mittelalterlichen Topos der drei Ritter und ihrer Begegnung mit drei Gräbern einstellen, der Kandinsky sicher geläufig war. Doch die konkrete ikonografische Bedeutung ist nicht mehr wichtig, sondern die geänderte Funktion des Bildes, der auch die Verunklärung der Form dient.
Ein Jahr später schrieb Kandinsky: "Meine persönliche Eigenschaft ist die Fähigkeit, durch das Beschränken des Äußeren das Innere stärker herausklingen zu lassen. Knappheit ist mein liebster Modus. Deshalb treibe ich auch die rein malerischen Mittel nicht auf die Spitze. Das Knappe verlangt das Unpräzise (also keine zu stark wirkende malerische Form – sei es Zeichnung oder Malerei)." Diese Mittel des Abkürzens, der Verschleierung, selbst der gegenseitigen Aufhebung der Farbwirkung setzt Kandinsky in vielen 'Improvisationen' und auch 'Kompositionen' dieser Jahre ein.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Auch in einem Gemälde wie "Improvisation 18 (mit Grabstein)" bleiben figürliche Reste erhalten, sie werden jedoch immer weiter in eine Unkenntlichkeit zurückgenommen, gleichsam in tiefere Schichten eingelassen und ihrer konkreten äußeren Gestalt wie auch Bedeutung entkleidet. Einzig ihr "innerer Klang", der – wie der scheinbar absurd losgelöste Sinn eines wiederholt gesprochenen Wortes – als Echo zurückbleibt, lebt fort und füllt das Bild mit einer Vielzahl kaum greifbarer, doch latent vorhandener, erregender Implikationen.
Das Gemälde ist ein beunruhigendes, in Diagonalen übereinander getürmtes Kompendium nicht deutbarer Formen, zwischen denen leere, fahle Zonen die Reste einer Landschaft andeuten mögen. Am rechten unteren Bildrand meint man in einer schmutzig grauen Fläche drei Grabsteine zu erkennen, in der Höhe links scheinen ihnen drei vornübergeneigte Gestalten in zurückweichendem Verharren zu antworten. In der Mitte offenbar eine weitere zusammengedrängte Gestaltengruppe. Vage könnten sich Assoziationen mit dem mittelalterlichen Topos der drei Ritter und ihrer Begegnung mit drei Gräbern einstellen, der Kandinsky sicher geläufig war. Doch die konkrete ikonografische Bedeutung ist nicht mehr wichtig, sondern die geänderte Funktion des Bildes, der auch die Verunklärung der Form dient.
Ein Jahr später schrieb Kandinsky: "Meine persönliche Eigenschaft ist die Fähigkeit, durch das Beschränken des Äußeren das Innere stärker herausklingen zu lassen. Knappheit ist mein liebster Modus. Deshalb treibe ich auch die rein malerischen Mittel nicht auf die Spitze. Das Knappe verlangt das Unpräzise (also keine zu stark wirkende malerische Form – sei es Zeichnung oder Malerei)." Diese Mittel des Abkürzens, der Verschleierung, selbst der gegenseitigen Aufhebung der Farbwirkung setzt Kandinsky in vielen 'Improvisationen' und auch 'Kompositionen' dieser Jahre ein.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.