Werktext
Zu diesem Postkartenmotiv wurde Franz Marc ebenfalls auf seiner Reise nach Südtirol im April 1913 inspiriert, in diesem Fall von der mittelalterlichen Kirchenkunst des kleinen Ortes Lana, in dem sich auch Kandinsky und Münter Jahre zuvor, im Frühjahr 1908, einmal aufgehalten hatten. Marc selbst weist im ersten Satz seiner an Gabriele Münter adressierten Postkarte mit Nachdruck und in der Sprache eines vertraulichen Künstlergrußes darauf hin: "Liebe Freunde, dies ist ein Altarschaf aus Lanna [sic]."
Über dem am unteren Bildrand geschriebenen Text lagert lang gestreckt und in sich versunken ein rubinrotes Schaf auf einer leicht gewölbten Landschaftszone von tief leuchtendem Blau, die in Aufbau und Färbung eine Deutung als 'Weltlandschaft' nahe legt. Die sakrale Atmosphäre wird noch gesteigert durch die breiten gelben Strahlen, die das Tier wie eine Art Mandorla vor einem Halbrund von schwarzer Tusche hinterfangen. Dabei lässt Marcs "Altarschaf aus Lana" weniger an das traditionelle christliche Symbol des "Lamm Gottes" denken, sondern wird in seinem poetischen Zauber selbst zu einer Ikone unschuldigen, kreatürlichen Daseins erhoben.
Klaus Lankheit zitiert zu den Postkarten Marcs einen Text Georg Schmidts von 1954 und weist auf den bemerkenswerten Umstand hin, "dass ausgerechnet das verpönte Jahrhundert der Technik und aller rationalen Lebensbewältigung eine künstlerische Sprache hervorgebracht hat, die ihrem eigentlichen Wesen nach in so besonderem Maße poetisch ist." Das Poetische in der Kunst Franz Marcs, oder auch Paul Klees und Marc Chagalls, "liege gar nicht in noch so poetisch erdachten Gegenständen, sondern, viel ursprünglicher und viel dauerhafter noch, in den formalen und farbigen Mitteln, das heißt in der besonderen Struktur der künstlerischen Sprache, in der Franz Marc von diesen poetischen Gegenständen spricht."
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Über dem am unteren Bildrand geschriebenen Text lagert lang gestreckt und in sich versunken ein rubinrotes Schaf auf einer leicht gewölbten Landschaftszone von tief leuchtendem Blau, die in Aufbau und Färbung eine Deutung als 'Weltlandschaft' nahe legt. Die sakrale Atmosphäre wird noch gesteigert durch die breiten gelben Strahlen, die das Tier wie eine Art Mandorla vor einem Halbrund von schwarzer Tusche hinterfangen. Dabei lässt Marcs "Altarschaf aus Lana" weniger an das traditionelle christliche Symbol des "Lamm Gottes" denken, sondern wird in seinem poetischen Zauber selbst zu einer Ikone unschuldigen, kreatürlichen Daseins erhoben.
Klaus Lankheit zitiert zu den Postkarten Marcs einen Text Georg Schmidts von 1954 und weist auf den bemerkenswerten Umstand hin, "dass ausgerechnet das verpönte Jahrhundert der Technik und aller rationalen Lebensbewältigung eine künstlerische Sprache hervorgebracht hat, die ihrem eigentlichen Wesen nach in so besonderem Maße poetisch ist." Das Poetische in der Kunst Franz Marcs, oder auch Paul Klees und Marc Chagalls, "liege gar nicht in noch so poetisch erdachten Gegenständen, sondern, viel ursprünglicher und viel dauerhafter noch, in den formalen und farbigen Mitteln, das heißt in der besonderen Struktur der künstlerischen Sprache, in der Franz Marc von diesen poetischen Gegenständen spricht."
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.