Werktext
Gerhard Richter zählt zu den bekanntesten lebenden Künstlern aus Deutschland. In seiner fast sechzigjährigen Karriere hat er sich kontinuierlich mit dem Verhältnis von Malerei und Fotografie auseinandergesetzt. Die in "I‘m a Believer" ausgestellten Werke resultieren aus Richters Beschäftigung mit vier Fotografien, die von Gefangenen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im August 1944 aufgenommen wurden und unter größten Gefahren aus dem Lager geschmuggelt wurden. Die Fotografien von Exekutionen gelten als eines der wenigen Zeugnisse, die den nationalsozialistischen Genozid aus der Perspektive der Opfer dokumentieren.
Richter versuchte sich über längere Zeit an einer malerischen Wiedergabe der vier Fotografien, löschte das Dargestellte schlussendlich aber durch Übermalungen im abstrakten Stil. Nur der Titel lässt die inhaltlichen Bezüge der Arbeit erahnen. Bei diesen Werken handelt es sich um Fotografien dieser Gemälde.
Richter knüpft mit "Birkenau" an die politische Debatte um die Darstellbarkeit des Holocaust an – beziehungsweise die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens. Durch seine Entscheidung, die Gemälde in das Medium Fotografie zurückzuführen, bekommt seine Auseinandersetzung mit den Birkenau-Fotos eine komplexe Wendung: Er entzieht seinen Malereien den monumentalen Charakter und verweist auf die Rolle, die die mediale Multiplikation für das Nachleben der Fotografien aus dem Konzentrationslager spielt.
Eigens für das Lenbachhaus konzipierte Richter eine Werkauswahl, in der er die Bilderserie "Birkenau" seiner Skulptur "10 Scheiben" gegenübergestellt. In Reihenformation aufgestellt, kombinieren deren Gläser Durchblicke und reflektierende Effekte. Auf abstrakter Ebene setzt "10 Scheiben" das künstlerische Kalkül von "Birkenau" fort: Durch die spiegelnden Scheiben multipliziert, zerstreut und verflüssigt sich der Blick auf alles, was dahinter liegt – auch die abstrakten Bilder.
Werkbeschriftung in der Ausstellung I'm a Believer. Pop Art und Gegenwartskunst aus dem Lenbachhaus und der KiCo Stiftung, 2018
Richter versuchte sich über längere Zeit an einer malerischen Wiedergabe der vier Fotografien, löschte das Dargestellte schlussendlich aber durch Übermalungen im abstrakten Stil. Nur der Titel lässt die inhaltlichen Bezüge der Arbeit erahnen. Bei diesen Werken handelt es sich um Fotografien dieser Gemälde.
Richter knüpft mit "Birkenau" an die politische Debatte um die Darstellbarkeit des Holocaust an – beziehungsweise die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens. Durch seine Entscheidung, die Gemälde in das Medium Fotografie zurückzuführen, bekommt seine Auseinandersetzung mit den Birkenau-Fotos eine komplexe Wendung: Er entzieht seinen Malereien den monumentalen Charakter und verweist auf die Rolle, die die mediale Multiplikation für das Nachleben der Fotografien aus dem Konzentrationslager spielt.
Eigens für das Lenbachhaus konzipierte Richter eine Werkauswahl, in der er die Bilderserie "Birkenau" seiner Skulptur "10 Scheiben" gegenübergestellt. In Reihenformation aufgestellt, kombinieren deren Gläser Durchblicke und reflektierende Effekte. Auf abstrakter Ebene setzt "10 Scheiben" das künstlerische Kalkül von "Birkenau" fort: Durch die spiegelnden Scheiben multipliziert, zerstreut und verflüssigt sich der Blick auf alles, was dahinter liegt – auch die abstrakten Bilder.
Werkbeschriftung in der Ausstellung I'm a Believer. Pop Art und Gegenwartskunst aus dem Lenbachhaus und der KiCo Stiftung, 2018