Name
Else Lasker-Schüler
Lebensdaten
1869 oder 1876 – 1945
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
Jerusalem (Israel)
GND-Nr.
118569880
Biografie

1912 war ein Schlüsseljahr für Else Lasker-Schüler. Die Dichterin, Erzählerin und Zeichnerin entwarf erstmals ein Bild des Prinzen Jussuf von Theben. Er ist ihr orientalistisches, alttestamentliches, gleichzeitig modernes, genderfluides Alter Ego – Herrscher über ein privates Universum, in das Lasker-Schüler auch zahlreiche Freund*innen einbezog. Franz Marc und Maria Franck-Marc, die sie im selben Jahr in Berlin kennenlernte, werden zu Halbbruder Ruben und Schwester Marei. Man schrieb sich gemalte Postkarten, vertiefte die Seelenverwandtschaft, gab einander künstlerische Impulse. Lasker-Schüler kolorierte nun ihre Federzeichnungen und Lithos, Marc brachte orientalistische Symbole der Freundin in die eigenen Bilder ein. Die Berlinerin im exzentrischen Outfit machte Furore bei einem Besuch in Sindelsdorf und München, wo sie Künstler*innen aus dem Kreis des Blauen Reiter traf. Als Marc und weitere enge Freunde im ersten Weltkrieg starben, war sie untröstlich und widmete ihnen einen Briefroman. Auch in dem 1923 erschienenen Buch "Theben" mit zehn Gedichten und zehn Zeichnungen stehen Freund*innen im Mittelpunkt. In dem Blatt "Bund der wilden Juden" halten sich Freunde eng umschlungen. Dieser Verbildlichung des biblisch-heroischen Judentums ist ihr Gedicht "Senna Hoy" gegenübergestellt, in dem sie eines verstorbenen schwulen Freunds gedachte. Die Dichterin sah sich 1939 gezwungen, nach Palästina zu emigrieren. Dort zerbrach sie an den Nachrichten aus Europa und an den realen Lebensumständen.