Weidende Pferde I von Franz Marc

Details

Datierung
1910
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Leinwand
Maße
64 cm x 94,5 cm x 2,9 cm
Signatur / Beschriftung
unbezeichnet
Ausgestellt
In "Der Blaue Reiter"
Inventarnummer
G 12576
Zugang
Schenkung 1959
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Schenkung der bayerischen Staatsregierung anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt München
Zitiervorschlag / Permalink
Franz Marc, Weidende Pferde I, 1910, Öl auf Leinwand, 64 cm x 94,5 cm x 2,9 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Schenkung der bayerischen Staatsregierung anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt München
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/detail/weidende-pferde-i-30018762
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Werktext

Das Jahr 1910 markiert eine entscheidende Wende im Œuvre Franz Marcs. Tierdarstellungen, vor allem von Pferden, rücken zunehmend in den Mittelpunkt seines Schaffens. Seit seiner Studienzeit an der Münchner Akademie, 1900 bis 1903, hatte sich Marc jahrelang um eine eigene Ausdrucksform bemüht und war dabei immer wieder an die Grenzen einer dem Naturalismus verhafteten Malerei gestoßen. Auf einer Reise nach Paris im Jahr 1903 beeindruckte ihn das Werk Van Goghs so stark, dass er nicht mehr an die Akademie zurückkehren wollte; seitdem arbeitete er autodidaktisch, meist in der freien Natur. Besonders Pferde-Studien in der Landschaft dienten Marc dabei als Medium, in ihrer Bildgestalt zum Kern der Erscheinungen vorzudringen – ein hoher theoretischer Anspruch, den er selbst in diesen Jahren des Suchens als nicht eingelöst empfand.

Das Motiv der "Weidenden Pferde" in einer Landschaft wirkte in diesem künstlerischen Prozess gleichsam wie ein Katalysator, um zu seinem eigentlichen Anliegen vorzudringen. Über drei Jahre rang Franz Marc um dieses Motiv in einer Serie größerer Bilder, an deren Ende die berühmten "Weidenden Pferde IV" ("Die roten Pferde", Busch-Reisinger-Museum, Cambridge) von 1911 stehen. Den Anfang bildete das "Große Pferdebild Lenggries I" (Verbleib unbekannt) von 1908, in dem er die Pferdekörper in naturalistischer Manier, doch auffallend gedrängt und ausschnitthaft, fast lebensgroß auf die Leinwand setzte. Auch in den beiden folgenden Jahren, jetzt in Sindelsdorf, beschäftigte er sich weiter mit dieser Komposition und ließ sich sogar auf der Pferdeweide einen Verschlag bauen, um seine überlebensgroßen Leinwände darin unterzubringen; teilweise zerstörte der Künstler diese Versuche jedoch wieder oder zerschnitt sie in einzelne Teile. Auch die "Weidenden Pferde I" verraten mit ihrer noch naturalistischen Auffassung der Tierkörper das intensive Naturstudium. Doch zugleich lassen sie Marcs Bemühen um eine rhythmische Anordnung und kompositionelle Einheit erkennen, die besonders mit dem im Bildhintergrund rückwärtig in die Landschaft gewandten Pferd auch eine neue Einbindung in die Umgebung bekommt.

Über die sehr ähnlichen, doch kompakter und farbiger in die Landschaft gesetzten "Weidende Pferde III" (Privatbesitz), ebenfalls von 1910, gelangte Marc schließlich durch die Angleichung eines organischen Rhythmus von Tier und Landschaftsformationen, ebenso wie durch Vereinfachung der Formen und eine völlig neue, naturferne Farbigkeit, zu seinen bekannten Meisterwerken, wie den oben erwähnten "Roten Pferden" oder dem "Blauen Pferd I" von 1911. Gleichzeitig schied die Darstellung des Menschen als Teil einer metaphysisch gedeuteten Natur seit 1910 zunehmend aus Marcs Bildern aus. Allein das Tier in seiner Unschuld und Reinheit schien im würdig, das geistige Prinzip hinter dem Materiellen der Erscheinungen zu repräsentieren – ein Anliegen, das Marc auf seine spezifische Weise neben Kandinsky zu einem Hauptvertreter des 'Blauen Reiter' machte.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.

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