"Rotes und blaues Pferd", Franz Marc aus Sindelsdorf an Wassily Kandinsky in München: Postkarte, Poststempel 05.04.1913 von Franz Marc

Details

Datierung
5. April 1913
Objektart
Postkarte
Material
Aquarell, Bleistift
Maße
9 cm x 14 cm
Signatur / Beschriftung
mit Tusche r: L. K. ich bin krank, Rückenmuskelzerrung, | kann also keinesfalls kommen. Ich tele- | grafiere Walden; vielleicht kommt er heraus. | Sonst kommt Campendonk statt meiner; rückseitig fortgesetzt: in die Stadt, so daß Sie | die Arbeit nicht allein | haben, wenigstens | bringt Campendonk mir | Bericht u.s.w. | Sonderbund hab ich m. | Austritt erklärt, ohne | Grundangabe; die können | sich's so denken. In der | Bibelsache bleiben wir | bei uns 6 Leuten. | Herzl. Gruß 2 X 2 | Ihr Fz. M.; rückseitig Postmarke: Sindelsdorf 5. April 1913; mit Tinte rückseitig: Herrn | Wass. Kandinsky | Kunstmaler | in München | Ainmillerstr. 36/Rgb.
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
GMS 743
Zugang
Schenkung 1957
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
Zitiervorschlag / Permalink
Franz Marc, "Rotes und blaues Pferd", Franz Marc aus Sindelsdorf an Wassily Kandinsky in München: Postkarte, Poststempel 05.04.1913, 5. April 1913, Aquarell, Bleistift, 9 cm x 14 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/detail/rotes-und-blaues-pferd-franz-marc-aus-sindelsdorf-an-wassily-kandinsky-in-muenchen-postkarte-poststempel-05041913-30012322
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Werktext

Die beiden locker aquarellierten Pferde dieser Postkarte zeigen mit ihren schwingenden, blassroten und blauen Umrissen eine für Franz Marcs Tierdarstellungen ungewöhnliche Bewegtheit. Zu Bewegungsstudien in Tierbildern wurde Marc 1913 durch die Beschäftigung mit Pferde- und Raubtierdarstellungen von Eugène Delacroix angeregt, nach dessen Vorbild er unter anderem den Holzschnitt "Löwenjagd nach Delacroix" schuf. Das ausdrucksvoll überlängte rote Pferd mit dem zur Seite gewandten Kopf ist zudem einem mittelalterlichen Kirchenfresko aus Südtirol entnommen, dessen Prototyp Marc wiederholt variierte, so auch auf der Postkarte "Das Schlachtpferd des Prinzen Jussuf" an Else Lasker-Schüler von 1913 (Staatliche Graphische Sammlung, München).

Der Text der Karte beginnt auf der Vorderseite: "L. K., ich bin krank, Rückenmuskelzerrung, kann also keinesfalls kommen. Ich telegrafiere Walden; vielleicht kommt er heraus. Sonst kommt Campendonk statt meiner" – und wird auf der Rückseite fortgesetzt – "in die Stadt, so dass Sie die Arbeit nicht alleine haben, wenigstens bringt Campendonk mir Bericht usw. Sonderbund hab ich m. Austritt erklärt, ohne Grundangabe; die können sichs so denken. In der Bibelsache bleiben wir bei uns 6 Leuten. Herzl. Gruß 2 X 2 Ihr Fz. Marc."

Marc, der seit der großen Kölner Ausstellung 1912 Mitglied des 'Sonderbundes' rheinischer Künstler war, verließ diese Gruppe ein Jahr später, weil sich dort die Maler des 'Blauen Reiter' nicht genügend vertreten fühlten. Die "Bibelsache" bezieht sich auf das Projekt einer gemeinsamen Bibelillustration mit Wassily Kandinsky, Paul Klee, Erich Heckel, Oskar Kokoschka und Alfred Kubin.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.