Rapallo – Meereslandschaft mit Dampfer von Wassily Kandinsky

Details

Datierung
1906
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Pappe
Maße
22 cm x 31,2 cm x 0,4 cm
Signatur / Beschriftung
mit Bleistift rückseitig von Gabriele Münter: Kandinsky
Ausgestellt
In "Der Blaue Reiter"
Inventarnummer
FVL 44
Zugang
Leihnahme 2019
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Ankauf des Förderverein Lenbachhaus e. V. 2019
Zitiervorschlag / Permalink
Wassily Kandinsky, Rapallo – Meereslandschaft mit Dampfer, 1906, Öl auf Pappe, 22 cm x 31,2 cm x 0,4 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Ankauf des Förderverein Lenbachhaus e. V. 2019
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/detail/rapallo-meereslandschaft-mit-dampfer-30044686
Tags

Werktext

Von Dezember 1905 bis April 1906 hielten sich Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Rapallo auf. In der Via Montebello hatten sie ein Haus gemietet, in dem beide ein eigenes Atelier zur Verfügung hatten. Laut dem Werkverzeichnis der Gemälde Kandinskys ist die Entstehung dieses Bildes in Rapallo zu verorten.
Die langgestreckte Form eines U-Bootes rechts im Bild lässt allerdings auf ein anderes Reiseziel der beiden schließen. Während Ihrer Tunesien-Reise im Frühjahr 1905 befanden sich mehrere französische U-Boote vor der tunesischen Küste. Entsprechend wahrscheinlich ist es, dass sie dort eines dieser U-Boote gesehen haben und Kandinsky dieses bildnerisch festgehalten hat. Die Boote sanken vor der tunesischen Küste bei Bizerta unweit von Tunis, im Juli 1905 bzw. Oktober 1906.
Das kleine Bild ist damit ein bedeutendes Beispiel für eine „impressionistische“ Beobachtung der Welt, in der sich ein Interesse an der „Modernität“ ihrer Gegenwart zeigt. Insbesondere die industriellen und technischen Aspekte der sich radikal wandelnden Welt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gehörten zum Standard impressionistischer Darstellungen. So zeigt auch Kandinsky keine natürliche, idyllische Meereslandschaft, sondern eine Kultur-Landschaft, in der die Maschinerie der industriellen Revolution und das Waffenarsenal der europäischen Mächte ein ganz unmerklicher Teil des Farbenspiels von Wasser und Himmel werden.
Häufig ist der Impressionismus als nur „schöne“ Spiegelung einer heilen Welt unterschätzt worden. Ganz im Gegenteil waren impressionistische Gemälde stets auch kritische Dokumente der sozialen und technischen Wandlungsprozesse.