Kinder am Brunnen II von August Macke

Details

Datierung
1910
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Leinwand
Maße
80,5 cm x 60 cm x 2 cm
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
FVL 43
Zugang
Leihnahme 2019
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Ankauf des Förderverein Lenbachhaus e. V. 2019
Zitiervorschlag / Permalink
August Macke, Kinder am Brunnen II, 1910, Öl auf Leinwand, 80,5 cm x 60 cm x 2 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Ankauf des Förderverein Lenbachhaus e. V. 2019
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/detail/kinder-am-brunnen-ii-30044685
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Werktext

"Also komm her! […] der Winter ist hier doch herrlicher als in Paris. Ewige Sonne, so warm, daß man den ganzen Tag auf dem Balkon sitzen kann, Sonnenuntergänge im See, Nachenfahren an Wäldern, Wiesen und Dörfern vorbei, Bauernhäuser, wie sie wohl nirgends wieder auf der Welt so schön sind, Buben und Maderln dieser prachtvollen Bevölkerung in den farbigsten abenteuerlichen Kleidern. Prachtvolle alte Männer, wie es in Paris keine gibt, und liebste kleine Mädchen von einer unbäuerischen Feinheit."

Auf Einladung des Schriftstellers Wilhelm Schmidtbonn war August Macke im Herbst 1909 nach Tegernsee gezogen. Die Zeit in Oberbayern markierte in Mackes Schaffen einen ersten Ruhepunkt, der geprägt ist durch eine breit angelegte Rezeption von Tradition und Avantgarde sowie durch die Entwicklung eines eigenen künstlerischen Ausdrucks. Eindrücklich verdeutlicht dies die Darstellung der beiden typenhaft erfassten Bauernkinder am Brunnen, links ein Mädchen mit langem Zopf und Krug in der Hand, neben ihr ein Junge am Rand des Brunnens sitzend und auf dessen Wasseroberfläche schauend. Obgleich es sich den Erinnerungen von Mackes Frau zufolge um die Kinder des Bräuburschen Meier handelt, der in der herzoglichen Brauerei Tegernsee arbeitete und mit seiner Familie in der unmittelbaren Nachbarschaft lebte, ging es Macke weniger um individuelle Porträts als um das prototypische Potenzial zur Darstellung einer ländlichen Idylle. Die klare Anordnung der Flächen und die intensive Farbigkeit zeugen deutlich von den Einflüssen der Fauvisten, insbesondere Henri Matisse, und des befreundeten Franz Marc.

Macke bearbeite dieses Motiv in einer weiteren Variante, die während eines Luftangriffs auf Berlin im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Jene zerstörte Fassung war 1912 Teil mehrerer Ausstellungen, u.a. des „Blauen Reiter in der Galerie ,,Sturm", und wurde noch im selben Jahr durch den Sammler Bernhard Koehler angekauft. Während sie in Ausarbeitung der Figuren und der Gestaltung des Hintergrundes detaillierter angelegt war, ist die vorliegende Version aufgrund einer eher summarischen Bildanlage und leuchtenden Farbigkeit stärker von modernen Tendenzen geprägt. Anders als die zerstörte Variante behielt der Künstler diese Arbeit bis zu seinem Tod in seinem Besitz.