Föhrenwald von Michaela Melián

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Michaela Melián, Föhrenwald, 2005

Details

Datierung
2005
Objektart
Installation
Material
160 s/w Dias, 1 CD mit Soundtrack in deutscher Sprache
Signatur / Beschriftung
auf dem Zertifikat
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
G 19000
Zugang
Schenkung 2016
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Zitiervorschlag / Permalink
Michaela Melián, Föhrenwald, 2005, 160 s/w Dias, 1 CD mit Soundtrack in deutscher Sprache, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/detail/foehrenwald-30035217
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Werktext

Föhrenwald, heute Waldram, ist ein Ortsteil von Wolfratshausen im Münchner Umland. Von den Nationalsozialisten 1937 als Arbeitersiedlung erbaut, diente sie jedoch als Lager für Zwangsarbeiter der nahegelegenen Munitionsfabriken. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden dort jüdische Überlebende des Holocaust untergebracht, die heimatlos geworden waren (Displaced Persons). Nach der Auflösung des selbstverwalteten Lagers 1956 siedelten sich deutsche heimatvertriebene Familien in Föhrenwald an.
Melián überlagert diese divergierenden Geschichten und historischen Bezugsfelder in "Föhrenwald" auf subtile und zugleich eindrückliche Weise. Durch die auf die wesentlichen Merkmale und Elemente reduzierten Umrisszeichnungen nach Fotografien der örtlichen Architektur und Straßen entsteht ein überzeitliches Bild von Föhrenwald, das soziale wie historische Zuschreibungen negiert oder immer wieder entzieht. Die Schwarzweiß-Umkehrung verstärkt den Verfremdungseffekt.
Der Sound aus Sprache und Musik berichtet vom Leben in der Siedlung. Es handelt sich dabei um historische Interviews mit Dorfbewohnern und Verwaltungsdokumente, die von professionellen Sprechern und Kindern verlesen werden. Als Ausgangsmaterial für den sphärischen Soundtrack diente klassische Musik, die zwischen 1931 und 1935 auf Schallplatten jüdischer Musiklabels veröffentlicht wurde.
Meliáns Zeichnungen, Diaprojektionen und Rauminstallationen verzahnen sich zu einem geographischen, soziologischen und kritisch historiografischen Loop. In "Föhrenwald" dekonstruiert die Künstlerin eindimensionale Lesarten gesellschaftlicher Ordnungen und politischer Systeme.

Werkbeschriftung in der Ausstellung I'm a Believer. Pop Art und Gegenwartskunst aus dem Lenbachhaus und der KiCo Stiftung, 2018