SYMPHONY 80

Ari Benjamin Meyers25. Juni 2017

SYMPHONY 80

Performative Musik-Installation und Choreographie mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Der Komponist Ari Benjamin Meyers (geb. 1972 in New York) untersucht Strukturen, die der performativen, prozessualen Form jeder Musik zugrunde liegen. Seine konzeptuellen Kompositionen und Projekte handeln von den praktischen Voraussetzungen für das Musikmachen, die der Hörer als selbstverständlich wahrnimmt, die jedoch alles Komponieren, Dirigieren oder Musizieren vorausbestimmen. Diese Grundlagen der Musik macht er erfahrbar, indem er fragt, wie Musikproduktion, wie Erlernen und Spielen eines Instruments zustande kommen. Seine schöpferische Arbeit fließt ein in Kompositionen, Arrangements, Notenschrift als Basismaterial, Charakteristika von Musikinstrumenten, Gesten von Sängern, Instrumentalisten und Dirigenten und Aufführungssituationen. Indem Meyers die Praxis von Musikern und Komponisten anschaulich und hörbar macht, indem er die Elemente des Musizierens offen darstellt, fördert er ein kognitives Verhältnis zwischen Musiker und Zuhörer, stellt beide Partner zueinander auf eine neue Kontaktebene und bricht mit Gewohnheiten des herkömmlichen Musikbetriebes.

Seine "Symphony 80" hat Ari Benjamin Meyers eigens für das Lenbachhaus komponiert. In Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geht er damit der Frage nach, wie sich ein Orchester, das als großes Ensemble nach festgelegter Instrumentenanordnung gewöhnlich als geschlossene Gruppe auftritt und unter der Leitung eines Dirigenten musiziert, in seiner Komplexität als Ausstellung darstellen lässt – nicht nur als chorisches Ganzes, sondern auch in der Spezifik seiner Individuen. Zudem nicht am gewohnten Ort des Konzerthauses oder in einer frontalen Konzertsituation, sondern in den Ausstellungsräumen eines Museums.

Das Orchester wird das gesamte Lenbachhaus mit allen Räumen als orchestralen Ausstellungsort bespielen. Der Fokus liegt dabei auf der Begegnung mit den Individuen des Orchesters, was der eigentlichen Definition eines Klangkörpers als Kollektiv zunächst diametral entgegensteht. Die Partitur von "Symphony 80" ist traditionell notiert, gleicht jedoch eher einer Handlungsanweisung, statt vollständig durchkomponiert zu sein. Die Gegenüberstellung von Mehr- und Einstimmigkeit sowie die Choreographie von Musik und Bewegung im Raum sind zentral. Die Musiker stellen sich anfangs solistisch dem Publikum vor, bevor sie sich allmählich auf die Stockwerke und Räume des Lenbachhauses verteilen und sich auf ein gemeinsames Ganzes einspielen. Auch das Publikum wandert dabei durch die Musik und zwischen den Musikern durch den Raum und durch das aufgebrochene "Bild" des Orchesters, dem es anders als beim gewohnten Konzertabend mit vollkommen neuen Erfahrungen begegnet.

Den Komponisten interessiert hierbei im Gegensatz zum frontalen Musizieren auf der Bühne vor dem Saal der soziale Raum, der zwischen Musiker und Zuhörer entsteht, sowie die dialogische Dynamik, die durch die Musik und ihre Teilnehmer auf beiden Seiten – der Ausführenden und der zuhörend Erfahrenden – geformt werden kann. Die Musiker befinden sich während der Performance in immer wechselnden Konstellationen an unterschiedlichen Orten. Für den Zuhörer ergibt sich beim Erlaufen der Musik in den Ausstellungsräumen ein kontinuierlich neues Zusammenspiel von Instrumenten und Stimmen. Während der vierstündigen Performance kann er jederzeit in die Choreographie einsteigen, gehen und zurückkehren.

Kuratorin: Eva Huttenlauch

Eine Kooperation der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins Lenbachhaus e.V. und der Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e.V.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Kunstarealsfests 2017

Medienpartner: BR-Klassik

Installationsansichten