Führung durch die Ausstellung
Öffentliche Führung
Fr, 6. Oktober 2023, 15.45–16.45 Uhr
Natascha Sadr Haghighian. Jetzt wo ich dich hören kann tun meine Augen weh (Tumult)
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Die Frage nach Kollektivität zieht sich durch Natascha Sadr Haghighians Werk. Ihre meist installativen Arbeiten versteht sie als Räume einer sinnlichen Neuverhandlung von Gemeinschaft, die auffordern, Migration als Teil des Daseins zu begreifen. Kollaborative Arbeitsweisen und humorvolles Unterwandern repräsentativer Rollen sind charakteristisch für ihr Vorgehen. Im Rahmen ihrer Arbeit für den deutschen Pavillon in Venedig 2019 trug sie außer dem Pseudonym Natascha Süder Happelmann – ein Kondensat der Fehlschreibungen und Autokorrekturen ihres iranischen Namens – einen Stein aus Pappmaché auf dem Kopf. Ein Stein, der die nationale Repräsentation konsequent und komisch ad absurdum führte.
Die Trillerpfeife steht im Zentrum der Arbeiten, die Natascha Sadr Haghighian im Lenbachhaus zeigt. Das simple Signalinstrument findet sowohl bei Autoritäten als auch im Protest gegen diese Verwendung. Die Trillerpfeife fordert Aufmerksamkeit und verkörpert Dringlichkeit, ohne dabei eindeutig für oder gegen die bestehende Ordnung zu stehen. Dadurch macht sie Ordnung neu verhandelbar und wird poetisches Werkzeug. Das großformatige Banner "Jetzt wo ich Dich hören kann tun meine Augen weh (Tumult)", das der Ausstellung ihren Titel leiht, ist dem im letzten Jahr verstorbenen Aktivisten Hassan Numan gewidmet. Zusammen mit anderen hatte er im Kampf gegen Abschiebung Trillerpfeifen als Instrumente der Solidarität eingesetzt. Ein tumulthafter Akt des gemeinsamen Handelns.
Während der Laufzeit der Ausstellung findet im Garten des Lenbachhauses an vier Abenden das Projekt "The Broken Pitcher"von Natascha Sadr Haghighian, Marina Christodoulidou und Peter Eramian statt.
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