Joseph Beuys. Einwandfreie Bilder 1945−1984

Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Lothar Schirmer

Joseph Beuys Nächtliches Zypressenbild 1945

Das Lenbachhaus widmet den Arbeiten auf Papier von Joseph Beuys (1921-1986) seine erste umfassende Ausstellung. Sie zeigt etwa 200 Werke aus der Sammlung des Münchner Verlegers Lothar Schirmer. Die Arbeiten ziehen sich durch die nahezu gesamte schöpferische Lebensarbeit des Künstlers von den vierziger Jahren bis zum Tode. Lothar Schirmer hatte die Zeichnungen erstmals 1964 auf der documenta III in Kassel gesehen und sie nach einem Besuch in Beuys' Düsseldorfer Atelier zu sammeln begonnen. Da Beuys selbst interessiert daran war, seine Zeichnungen nicht weltweit zu verstreuen, sondern sie an Stellen zu konzentrieren, wuchs die Sammlung und wurde vielfältiger. Zu den frühen Bleistiftzeichnungen und Aquarellen kamen Drucke, Postkarten, Papierarbeiten, Manuskripte und Partituren hinzu. Die Sammlung wurde auch nach dem Tod von Beuys weiter ergänzt; sie zählt heute zu den wesentlichen Dokumenten seines künstlerischen Schaffens überhaupt und wird hier erstmals im Ganzen der Öffentlichkeit gezeigt.

Ein Rundgang zeigt das Typische im zeichnerischen Werk von Beuys, gegliedert nach Themenkreisen, die sein Œuvre tragen: die Natur, die Landschaft, das Tier, der Mensch; dazu gezeichnete Form- und Materialstudien, Skulpturenentwürfe sowie die Zusammenarbeit mit Sohn Wenzel im Kleinkindalter. Zu sehen ist außerdem eine Auswahl von Büchern zu Joseph Beuys, die Schirmer in seinem 1974 in München gegründeten Verlag ediert hat.

Kuratiert von Eva Huttenlauch, Matthias Mühling, Lothar Schirmer

Stimmen

"Die Sammlung, von der nun ein beachtlicher Teil im Lenbachhaus zu sehen ist, zeigt die Beuys'sche Gedankenwelt hinter den Environments und Objekten. Filz und Fett spielen hier kaum eine Rolle. Neben den bildhaften Momenten steht vor allem die Schrift im Mittelpunkt, so dass man als Betrachter – wie Schirmer es formulierte – 'sehend und lesend' durch die Ausstellung gehen sollte."

Evelyn Vogel, Süddeutsche Zeitung

"Joseph Beuys hat sein Publikum nicht nur mit seiner Kunst, sondern auch mit seiner Philosophie und den politischen Aktivitäten verwirrt – durch strategisch eingesetzten Humor."

Simone Dattenberger, Münchner Merkur

"Man darf hier vielmehr betrachtend durch Beuys' Kosmos gleiten und wird automatisch aufs Elementare zurückgeworfen, auf die Natur und ihre schiere Verletzlichkeit. Sei es durch ein 'Entchen', das frech auf dem typischen 'Hauptstrom'-Stempel balanciert. Sei es durch einen rotbräunlichen Fettfleck, der aussieht wie eine sich öffnende Knospe, aber auch wie ein verwesendes Blatt. Oder ein herausgerissenes Herz."

Christa Sigg, Abendzeitung