Gabriele Münter

Malen ohne Umschweife

Gabriele Münter

Gabriele Münter (1877–1962) unternahm 1899/1900 eine Reise durch die USA. Sie begann zu fotografieren und bewies mit diesem neuen Medium ein eindrucksvolles Gespür für komplexe Bildkompositionen. Ihre Auswahl von Motiven und die Herangehensweise durch den Sucher der Fotokamera nahmen vieles vorweg, wofür Münter später, vor allem im Zusammenhang mit dem "Blauen Reiter", geschätzt wurde. Ihr Blick auf die Wirklichkeit war durch die Fotografie geschult worden.

Das Lenbachhaus zeigt nun die umfassendste Ausstellung zum Werk Gabriele Münters seit 25 Jahren. Erstmals wird ihr malerisches Werk aus allen Lebens- und Schaffensphasen gemeinsam mit einer breiteren Auswahl jener amerikanischen Fotografien präsentiert. Der Facettenreichtum ihres künstlerischen Schaffens sowie ihr genreübergreifendes Talent werden mit rund 200 Exponaten belegt. Die Schau gibt Einblick in Münters Experimentierfreude und ihren stetigen Drang nach persönlicher und künstlerischer Erneuerung. Wonach sie Zeit ihres Lebens und an so vielen verschiedenen Orten in Nordamerika, Skandinavien, Südeuropa und Oberbayern suchte, war weit mehr als Inspiration oder Bildmotive – es war die passende Ausdrucksform. Sie übersetzte direkt und klar, "ohne Umschweife, ohne Drum und Dran".

Die Ausstellung zeichnet ein umfassendes und vielschichtiges Bild einer bis heute meist einseitig wahrgenommenen Künstlerin. In zehn thematischen Sektionen, welche Werke aus unterschiedlichen Schaffenszeiten vereinen, erweitert die Schau den bisherigen Schwerpunkt von den Jahren des "Blauen Reiters" auf das gesamte Oeuvre. Über die Hälfte der 130 ausgestellten Gemälde wurden noch nie oder zuletzt zu Lebzeiten Münters gezeigt. Ein Großteil der Werke stammt aus dem Nachlass der Künstlerin, den die Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München verwaltet. Ergänzend werden Leihgaben aus Privatbesitz und aus den Sammlungen deutscher und internationaler Museen wie dem Centre Georges Pompidou, Paris, dem Milwaukee Art Museum, dem Princeton University Art Museum, dem LENTOS Kunstmuseum Linz und dem National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C., gezeigt.

Kuratiert von Isabelle Jansen und Matthias Mühling

Eine Ausstellung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München und der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München in Kooperation mit dem Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk und dem Museum Ludwig, Köln.

Stimmen

"Sie wechselt die Stile, die Sujets, die Perspektive – und das alles in derselben Schaffensperiode. Sie beschäftigt sich mit Kinderzeichnungen, Hinterglasmalerei, Volkskunst. Sie variiert ein Motiv oft mehrmals, auch über Jahre und Jahrzehnte hinweg: Straßen, Alpenlandschaften, ein schlafendes Kind – nicht spontan und intuitiv, wie sie ihre Arbeitsweise selbst gern bezeichnet, sondern konzeptionell gezielt und überlegt."

Tanja Beuthien, art Magazin

"Nach außen gibt sich Gabriele Münter ihr Leben lang nachgiebig – und lässt sich am Ende doch nichts vorschreiben. Ihre größte Stärke sind die Landschaften, die Stillleben und die Porträts. Seien es sinnierende Frauen oder achtsam studierte Kindergesichter […]. Die Frau mit den ewig gekränkten Augen hatte einen feinen Humor, ja Witz. Und selbst das sieht man bereits auf ihren Fotografien."

Schwäbische Zeitung

""Ohne Umschweife" malt Gabriele Münter nach der Zeit des "Blauen Reiters" weiter. Das Lenbachhaus zeigt dies in einer fabelhaften Werkschau und nimmt damit eine längst fällige Korrektur vor."

Christa Sigg, Abendzeitung

"Die in der Ausstellung präsentierten Werke heben diese reduzierte Wahrnehmung von Gabriele Münters Arbeit auf und belegen die Eigenständigkeit ihres Schaffens. Sie war deutlich facettenreicher, fantasievoller und stilistisch breitgefächerter als bisher bekannt."

Welt am Sonntag

"Doch wenn man jetzt durch die Ausstellung im Kunstbau schreitet und staunend entdeckt, wie konsequent und stilsicher sich diese Malerin über 50 Jahre hinweg mit ihrer Umgebung, aber auch mit den Stilbewegungen ihrer Zeit auseinandergesetzt hat, dann muss man sich ziemlich laut die Frage stellen: Wie konnte einem ein so bedeutender Teil der jüngeren deutschen Kunstgeschichte, ein so vielfältiges malerisches Werk aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute fast gänzlich vorenthalten werden?"

Gottfried Knapp, Süddeutsche Zeitung

"So kann die Schau mit ihren circa 200 Arbeiten auf die Bestände der Stiftung zurückgreifen, aber genauso auf Leihgaben aus aller Welt sowie von Privatleuten. Deswegen gibt es ab jetzt selbst für Münter-Kenner allerhand Überraschungen, zumal erstaunlich viele Exponate noch nie gezeigt wurden. Das erstaunlichste Phänomen: Kaum ist man über die Rampe in die Halle des Kunstbaus hinabgegangen, ist jegliches Klischee von 'Blauer-Reiter'-Malerin und Wassily-Kandinsky-Gspusi ausgelöscht."

Simone Dattenberger, Münchner Merkur

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