When:
Fri, July 14, 2017, 7pm–12am

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Fri, July 14, 2017, 7pm–12am

Online Propaganda in Deutschland: Narrative und Gegenbotschaften
Ein Gespräch zwischen Julia Fritzsche, Simon Hegelich und Diana Rieger, moderiert von Stephanie Weber
Freitag, 14. Juli 2017, 19 Uhr
Lenbachhaus, Georg-Knorr-Saal
Eintritt frei

Als Gegenbotschaften oder Counter Narratives werden Bemühungen bezeichnet, Propaganda im Netz zu entlarven und ihr etwas entgegenzusetzen. Oftmals geht es konkret um Antworten auf oder Strategien gegen Propaganda rassistischer, rechtsradikaler oder religiös fanatischer Natur. Dr. Diana Rieger ist Autorin (mit Lena Frischlich und Gary Bente) der vom Bundeskriminalamt beauftragten Studie »Propaganda 2.0«, die sich der Analyse der psychologischen Effekte von rechtsradikaler und islamistischer Propaganda sowie ihren möglichen Gegenbotschaften widmet. Julia Fritzsche befasst sich in ihrer journalistischen Arbeit mit Themen, die sich vielleicht erst auf den zweiten Blick als ideologisch zu erkennen geben, wie etwa die mediale und politische Vernachlässigung und Verachtung von Armut, die Darstellung der Logik der Austeritätspolitik und die Rolle von Geschlecht im Kapitalismus. Prof. Dr. Simon Hegelich als Experte der Social Media Forensics betrachtet unsere aktuellen Kommunikationswerkzeuge hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Problematik. Die sozialen Medien spielen für tägliche Kommunikation sowie für die Verbreitung von Botschaften und Propaganda jeglicher Ausrichtung und Ideologie eine unbestreitbare Rolle. In der Runde wird der vielschichtige Propagandabegriff in seiner medialen wie inhaltlichen Komplexität diskutiert.

Julia Fritzsche (*1983) arbeitet als Autorin, unter anderem für die Sender Bayern 2, Bayerisches Fernsehen, Arte und ARD Alpha, und verfasst Beiträge zu gesellschaftspolitischen Themen. Sie absolvierte 2007 das Studium der Rechtswissenschaften und 2012 das Volontariat beim Bayerischen Rundfunk. Für das Radiofeature »Stell Dich nicht so an!' Indizien für eine Rape Culture« erhielt sie 2013 den Juliane Bartel Medienpreis, für den Radiobeitrag »'Prolls, Assis und Schmarotzer!' Warum unsere Gesellschaft die Armen verachtet« 2016 den Otto-Brenner-Preis und den Deutschen Sozialpreis. Zuletzt suchte sie für das Radiofeature »Geschichten gegen den Hass« nach neuen Narrativen jenseits von neoliberalen und nationalistischen Erzählungen.

Prof. Dr. Simon Hegelich (*1976) verbindet in seiner Forschung Politikwissenschaft und Computerwissenschaft zu Political Data Science. Dabei geht es sowohl um Themen der Digitalisierung, deren politische Relevanz untersucht wird, als auch um klassische politikwissenschaftliche Fragen, die mit Methoden wie maschinellem Lernen, Data Mining, Computer Vision oder Simulationen bearbeitet werden. Simon Hegelich hat an der Universität Münster Politikwissenschaft studiert und dort seine Promotion und Habilitation abgeschlossen. Von 2011 bis 2016 leitete er als Geschäftsführer das interdisziplinäre Forschungskolleg FoKoS der Universität Siegen. Seit 2016 ist Simon Hegelich Professor für Political Data Science an der Hochschule für Politik an der TU München.

Dr. Diana Rieger vertritt zur Zeit eine Professur für Kommunikationswissenschaft am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Davor war sie Postdoc am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Mannheim. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Rezeption und Wirkung extremistischer Online-Propaganda und mit Faktoren, die deren Wirkung beeinflussen können. 2013 veröffentlichte sie gemeinsam mit Lena Frischlich und Gary Bente die Studie »Propaganda 2.0: Psychological Effects of Right-Wing and Islamic Extremist Internet Videos«.

Die Ausstellung »After the Fact. Propaganda im 21. Jahrhundert« ist an diesem Abend bis 21 Uhr geöffnet.