Name
Marianne von Werefkin
Biographical data
1860 – 1938
Place of birth
Tula (Russland)
Place of death
Ascona (Italien)
GND-Nr.
118631365
Biography

Marianne von Werefkin wurde am 11. September 1860 als Tochter eines Generals in Tula in der Nähe von Moskau geboren. Ihre Kinderjahre verbrachte sie an den Amtssitzen ihres Vaters in Witebsk in Weißrussland und Willnau in Litauen, später bekam ihr Vater das Landgut Blagodat bei Kaunas geschenkt. 1886 zog sie nach St. Petersburg um, wo ihr Vater zum Kommandanten der Peter-und-Paul-Festung ernannt worden war. Während der nächsten zehn Jahre wurde Werefkin hier Privatschülerin des berühmten realistischen Malers Ilja Repin, durch den sie 1892 Alexej Jawlensky kennenlernte.

Beide arbeiteten fortan zusammen und siedelten 1896 nach München über, wo sie in der Giselastraße in Schwabing eine herrschaftliche Doppelwohnung bezogen. Während Jawlensky zunächst die Malschule von Anton Ažbe besuchte, gab Werefkin fast zehn Jahre lang die Malerei ganz auf, um sich der Förderung von Jawlenskys Talent zu widmen, daneben befasste sie sich mit Kunsttheorie. Nach einer Sommerreise des Paares 1903 in die Normandie folgte 1905/06 ein fast einjähriger gemeinsamer Aufenthalt in Paris und Südfrankreich, der für Werefkin zum entscheidenden Impuls wurde, ihre Malerei wiederaufzunehmen. In ihren neuen Bildern tritt ein gewandelter Stil zutage, der mit den naturalistischen Gemälden ihrer russischen Zeit bricht und Einflüsse des Symbolismus, etwa von Edvard Munch und Ferdinand Hodler, aufnimmt. Eine eigenwillige Farb- und Formensprache bildet sich heraus, die von der Ikonografie menschlicher Gefühlssituationen und Bedingtheiten geprägt wird.

Im Sommer 1908 hielten sich Werefkin und Jawlensky mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter zum gemeinsamen Arbeiten in Murnau auf, aus dieser Zusammenarbeit ging Anfang Januar 1909 unter anderem die Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München" hervor. Ende 1911 vollzogen Werefkin und Jawlensky zunächst den Austritt aus der "NKVM" und die Gründung des "Blauen Reiter" nicht mit, waren jedoch in den folgenden Jahren an Ausstellungstourneen beteiligt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs mussten Werefkin, Jawlensky, Helene Nesnakomoff und deren gemeinsamer Sohn Andreas aus Deutschland fliehen, noch vor der Oktoberrevolution in Russland verlor Werefkin große Teile ihres Vermögens. Sie mieteten sich zunächst in St. Prex am Genfer See ein, 1917 in Zürich, ab 1918 in Ascona. Hier kam es 1921 zur endgültigen Trennung zwischen Werefkin und Jawlensky. Dieser zog mit seiner Familie nach Wiesbaden, während Werefkin bis zu ihrem Tod am 6. Februar 1938 in Ascona lebte und arbeitete.

Bestandskatalog Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, 2013.