Selbstbildnis I by Marianne von Werefkin

Details

Date
um 1910
Classification
Gemälde
Medium
Tempera, Lackbronze auf Papier auf Pappe
Dimensions
51 cm x 34 cm x 0,3 cm , 95 cm x 75 cm x 13 cm
On display
No
Inventory number
G 13144
Acquisition
Ankauf 1963
Persons / Institutions
Marianne von Werefkin (Dargestellte*r)
Credit line
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Citation / Permalink
Marianne von Werefkin, Selbstbildnis I, um 1910, Tempera, Lackbronze auf Papier auf Pappe, 51 cm x 34 cm x 0,3 cm , 95 cm x 75 cm x 13 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
https://www.lenbachhaus.de/en/discover/collection-online/detail/selbstbildnis-i-30020411
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Werktext

Von den Zeitgenossen wurde Marianne von Werefkin übereinstimmend als dominierende Persönlichkeit von außergewöhnlichem Temperament und geistiger Ausstrahlung beschrieben. In dem von ihr und Jawlensky geführten Salon in der Schwabinger Giselastraße, der zahlreiche bildende Künstler, Schriftsteller, Tänzer und den durchreisenden russischen Adel anzog, war sie der beherrschende Mittelpunkt, "gewissermaßen die Sendestelle der fast physisch spürbaren Kräftewellen" (Gustav Pauli). Auch in den Jahren, in denen sie nicht selber malte, hatte sie entscheidenden Anteil an den kunsttheoretischen Diskussionen in ihrem Salon, insbesondere durch ihre intensive Beschäftigung mit den Strömungen der französischen und russischen Avantgarde.

Ihr "Selbstbildnis" entstand um 1910 und zeigt sie auf der Höhe ihres Schaffens. Von außerordentlicher Kühnheit in Farbe und Ausdruck, ist es bis heute eines der ungewöhnlichsten weiblichen Selbstporträts der Kunstgeschichte. Wie aus einer spontanen Bewegung heraus wendet Werefkin ihr Gesicht aus dem Dreiviertelprofil dem Betrachter zu. Beherrschend sind die zinnoberroten Augäpfel mit punktförmigen Pupillen auf stahlblauem Grund, mit denen sie ihr Gegenüber fixiert. Zusammen mit dem aufgeworfenen Mund von wärmerem Rot, um den ein Zug von Aggressivität, aber auch leichter Bitterkeit liegt, zeugen sie ebenso von der bezwingenden Energie wie von den Widersprüchen ihrer Persönlichkeit. Das Rot des Mundes und seine geschwungene Form werden in der weichen Fläche des Hutes intensiviert, der über ihrem dunklen Haar die längliche Form des Gesichtes wie eine Kappe umschließt. Die komplementären Blaugrün- und Gelbtöne des Hintergrundes, dessen expressive Pinselschrift den Einfluss Van Goghs erkennen lässt, wiederholen sich in verschiedenen Brechungen auf Gesicht und Hals der Dargestellten und steigern so den 'wilden' Eindruck des Porträts, der in ähnlicher Weise nur von den Malern der 'Fauves' und in ihrem Gefolge von den 'Brücke'-Künstlern erreicht worden ist.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.

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