Wassily Kandinsky wurde am 4. Dezember 1866 als Sohn einer großbürgerlichen Familie in Moskau geboren und wuchs nach der Scheidung seiner Eltern ab 1871 in Odessa auf. 1886 kehrte er zum Studium der Rechte und Nationalökonomie nach Moskau zurück und heiratete 1892 seine Cousine Anja Semjakina. Trotz einer aussichtsreichen Universitätskarriere entschloss sich Kandinsky 1896 im Alter von 30 Jahren, zum Studium der Malerei nach München zu gehen, und besuchte hier zunächst vier Jahre lang die Malschule von Anton Ažbe, wo er seinen Landsmann Alexej Jawlensky kennenlernte. Ab 1900 studierte er ein Jahr an der Akademie bei Franz von Stuck und gründete 1901 die Künstlervereinigung "Phalanx", die Ausstellungen veranstaltete und eine Kunstschule betrieb. Hier wurde Gabriele Münter Anfang 1902 seine Schülerin. 1903 wurden beide ein Paar und begannen ab 1904 ein ausgedehntes Wanderleben, das sie nach Holland, Tunis, Dresden, Rapallo und 1906/07 nach Sèvres bei Paris führte. 1908 ließen sie sich wieder dauerhaft in München nieder. Im Spätsommer dieses Jahres verbrachten sie mit Jawlensky und Marianne von Werefkin einen produktiven Malaufenthalt in Murnau im bayerischen Alpenvorland, der den Durchbruch zu einer farbintensiven und expressiven, im Falle Kandinskys auch abstrakten Malerei brachte. Ab 1909 begann er, in seinen größeren Bildern, "Eindrücke innerer Natur" zu gestalten, die nicht nur motivisch, sondern mit der Auflösung der Gegenständlichkeit auch formal der bildenden Kunst neue Dimensionen und Darstellungsinhalte eröffneten.
1909 gehörte Kandinsky mit Jawlensky, Werefkin und Münter zu den Gründungsmitgliedern der "Neuen Künstlervereinigung München". Anfang 1911 lernte er Franz Marc kennen und plante mit ihm bald die Herausgabe eines Almanachs, der neue künstlerische Bestrebungen vereinigen sollte. Nach Konflikten mit den gemäßigten Mitgliedern der "NKVM" traten Kandinsky, Marc und Münter im Dezember 1911 aus der Gruppe aus und organisierten die 1. Ausstellung des "Blauen Reiter" in der Münchner Galerie Thannhauser, ab Februar 1912 die 2. Ausstellung "Schwarz-Weiß" in der Galerie Hans Goltz, die ausschließlich Grafik zeigte. Im Oktober 1912 richtete Herwarth Walden in seiner Galerie "Der Sturm" in Berlin Kandinskys erste Einzelausstellung aus, die im Winter 1912/13 von Goltz in München übernommen wurde. Auch auf Waldens "Erstem Deutschen Herbstsalon" 1913 war Kandinsky mit großformatigen Kompositionen vertreten.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs trennte sich Kandinsky von Münter Ende 1914 in der Schweiz und kehrte nach Moskau zurück. Im Winter 1915/16 traf sich das Paar ein letztes Mal in Stockholm. In Moskau war Kandinsky in verschiedenen revolutionären Künstler-Gremien tätig, bevor er 1921 einem Ruf von Walter Gropius an das Bauhaus folgte und nach Deutschland zurückkehrte. Hier lehrte er als Leiter der Werkstatt für Wandmalerei an der Seite von Paul Klee, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer zunächst in Weimar, ab 1925 in Dessau. Nach Schließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten 1933 emigrierte Kandinsky nach Paris, wo sein von biomorphen Strukturen geprägtes Spätwerk entstand. Er starb am 13. Dezember 1944 in Neuilly-sur-Seine.
Bestandskatalog Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, 2013.