Gabriele Münter, am 19. Februar 1877 in Berlin geboren, entstammte einer ursprünglich westfälischen Familie, ihre Eltern hatten vor ihrer Geburt als Emigranten in Amerika gelebt. Nach einer kurzen Studienzeit in einer Düsseldorfer Zeichenschule unternahm sie von 1898 bis 1900 mit ihrer Schwester eine Reise durch Amerika. 1901 kam sie zum Studium der Kunst nach München und wurde Anfang 1902 Schülerin in der neu gegründeten "Phalanx"-Kunstschule von Wassily Kandinsky. 1903 verbanden sich beide zu einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Da Kandinsky noch verheiratet war, begaben sich Münter und er für mehrere Jahre auf Reisen, unter anderem lebten sie fast ein Jahr in Sèvres bei Paris. Erst 1908 kehrten sie wieder dauerhaft nach München zurück und entdeckten gleichzeitig Murnau im bayerischen Alpenvorland als ihren bevorzugten Malort. Hier erwarb Gabriele Münter 1909 ein Haus, gemeinsam verbrachten sie in Murnau viele Monate, die zu den produktivsten ihres Schaffens gehörten.
1909 wurde Münter zusammen mit Kandinsky Mitglied der "Neuen Künstlervereinigung München", der u.a. Alexej Jawlensky, Marianne von Werefkin, Adolf Erbslöh, Alexander Kanoldt und später auch Franz Marc angehörten. 1911 trat sie mit Kandinsky und Marc aus der "Neuen Künstlervereinigung München" aus und beteiligte sich im Winter 1911/12 an der ersten Ausstellung des "Blauen Reiter" sowie an allen weiteren Ausstellungen der Gruppe. In der Periode 1908 bis 1914 kamen Münters künstlerische Stärken, ihre Fähigkeit zur Vereinfachung und ihre zeichnerisch treffsichere Malweise zur vollen Entfaltung. Reduktion der Formen und klare Farbkontraste kennzeichnen auch die Bildnisse ihrer Künstlerfreunde, die Münter in berühmt gewordenen Gemälden festhielt; in ihre Stillleben bezog sie Gegenstände der Volkskunst und Hinterglasmalerei mit ein.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 ging Münter zunächst mit Kandinsky in die Schweiz, im November des Jahres trennten sie sich in Zürich, Kandinsky kehrte in sein russisches Heimatland zurück. Im Frühsommer 1915 siedelte Münter nach Stockholm über, um den Gefährten im neutralen Ausland wiederzutreffen, im Winter 1915/16 sahen sie sich hier ein letztes Mal. Münter blieb noch bis 1920 in Skandinavien, zuletzt in Kopenhagen. Das folgende Jahrzehnt war durch ein unstetes Wanderleben in Deutschland geprägt, in dieser Zeit betätigte sich Münter überwiegend als Zeichnerin. 1930 ließ sie sich mit ihrem zweiten Lebensgefährten Johannes Eichner wieder dauerhaft in ihrem Haus in Murnau nieder, wo sie bis zu ihrem Tod am 19. Mai 1962 lebte und arbeitete.
Bestandskatalog Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, 2013.