Werktext
Dieses berühmte Aquarell zeigt erneut eine auf das Äußerste verkürzte Hieroglyphe des für Kandinsky zentralen Motivs des Reiters. Der gesamte Elan der Bewegung und die gespannte Energie des Vorwärtsstürmens sind in den sechs kühnen schwarzen Linien der nebeneinander sprengenden Pferde und ihrer Reiter gebündelt. Über das leere Papier hat Kandinsky mit unvergleichlicher Kraft und Geschmeidigkeit, ohne in der Bewegung einmal abzusetzen, die gestreckten Rückenlinien der Pferde gezogen; die geduckten Chiffren der Reiter steigern mit ihrer Haltung noch den Eindruck der Geschwindigkeit. Hinter ihnen hegen drei Flecken von Gelb, Rot und Blau, die als ein Nachklang ihrer Auren verstanden werden können.
Dieses Blatt weist offenkundige Parallelen zu anderen Aquarellen und Holzschnitten Kandinskys auf. Besonders nah verwandt aber ist das Ölbild "Romantische Landschaft" von 1911 mit seinen hintereinander stürmenden Reitern, deren Bewegung ebenfalls von rechts nach links gerichtet ist. Die ungewöhnliche Ausrichtung nach links, die mit erhöhtem Widerstand und Hindernissen assoziiert ist, hat für Kandinsky den Beiklang von Abenteuer, Intensität und Geschwindigkeit. Eine Bewegung nach rechts, so Kandinsky, läuft hingegen meist in Ruhe oder sogar Müdigkeit ab. In sein poetisches Buch "Klänge" von 1913 nahm Kandinsky die "Drei Reiter" als Holzschnitt-Vignette auf. Doch besonders im flüchtigen Aquarell offenbart sich vollendet die autonome psychische Kraft der Linie.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Dieses Blatt weist offenkundige Parallelen zu anderen Aquarellen und Holzschnitten Kandinskys auf. Besonders nah verwandt aber ist das Ölbild "Romantische Landschaft" von 1911 mit seinen hintereinander stürmenden Reitern, deren Bewegung ebenfalls von rechts nach links gerichtet ist. Die ungewöhnliche Ausrichtung nach links, die mit erhöhtem Widerstand und Hindernissen assoziiert ist, hat für Kandinsky den Beiklang von Abenteuer, Intensität und Geschwindigkeit. Eine Bewegung nach rechts, so Kandinsky, läuft hingegen meist in Ruhe oder sogar Müdigkeit ab. In sein poetisches Buch "Klänge" von 1913 nahm Kandinsky die "Drei Reiter" als Holzschnitt-Vignette auf. Doch besonders im flüchtigen Aquarell offenbart sich vollendet die autonome psychische Kraft der Linie.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.