Werktext
Seit seinem Gemälde "Alter Klang" von 1925 (Kunstmuseum Basel) hat sich Paul Klee durch sein ganzes Schaffen hindurch immer wieder mit schachbrettartig aufgebauten Bildern beschäftigt. Seine "magischen Quadrate" (Will Grohmann) wurden zwar während der Bauhauszeit einer stärkeren theoretischen Analyse unterzogen, doch ihr Charakter, ein Gesamtbild von spannungsreich im Gleichgewicht gehaltenen "Harmonien" oder "Bildarchitekturen" – wie Klee sie auch nannte – zu verkörpern, änderte sich dadurch nicht.
Um 1930 entstanden mehrere Bilder dieser Art, zunächst offenbar "Dreitakte im Geviert" (Privatsammlung, Deutschland), nach dem Verkauf dieser Arbeit "Rhythmisches" und "rhythmisches strenger und freier". Zu letzterem notiert Klee in seinem Werkkatalog: "Großes Aquarell, d. h. pastose Kleisterfarben mit dem Messer verarbeitet, deutsches Ingres" (die Papiersorte des Bildes). Mit den pastos gemalten Quadraten und Vierecken im Wechsel von Schwarz, Rotbraun, Blau und Grau, als großes Muster in das Rechteck des lichten rosa Hintergrunds eingepasst, erprobt Klee die Gesetzmäßigkeiten von alternierenden farbigen und formalen Rhythmen. Ihre subtilen Verschiebungen, Dehnungen und Verkürzungen, mit den in der Mitte zueinander geneigten Quadraten und dem Zeilenübergriff von Rotbraun in die oberste Reihe, sind weit entfernt vom schematischen Raster eines gewöhnlichen Schachbrettmusters, dessen "gleichmäßige Gliederung … ohne Reiz des Zunehmens oder Abnehmens (ist)", wie Klee formuliert: "Das Formresultat ist trotz Vielheit unproduktiv."
In einer anderen Passage seines "Bildnerischen Denkens" macht Klee diesen Unterschied noch deutlicher: "Im (gewöhnlichen) 'Schach' ist die augenmaßliche Teilung gegeben, während sie im Überschach' als Maß und Funktionsgrundlage zu denken ist." Angesprochen ist hier ein nicht sichtbares reguläres System, unter dessen absoluter Gesetzmäßigkeit sich die Bewegung der Teile "strenger und freier" entfalten kann.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Um 1930 entstanden mehrere Bilder dieser Art, zunächst offenbar "Dreitakte im Geviert" (Privatsammlung, Deutschland), nach dem Verkauf dieser Arbeit "Rhythmisches" und "rhythmisches strenger und freier". Zu letzterem notiert Klee in seinem Werkkatalog: "Großes Aquarell, d. h. pastose Kleisterfarben mit dem Messer verarbeitet, deutsches Ingres" (die Papiersorte des Bildes). Mit den pastos gemalten Quadraten und Vierecken im Wechsel von Schwarz, Rotbraun, Blau und Grau, als großes Muster in das Rechteck des lichten rosa Hintergrunds eingepasst, erprobt Klee die Gesetzmäßigkeiten von alternierenden farbigen und formalen Rhythmen. Ihre subtilen Verschiebungen, Dehnungen und Verkürzungen, mit den in der Mitte zueinander geneigten Quadraten und dem Zeilenübergriff von Rotbraun in die oberste Reihe, sind weit entfernt vom schematischen Raster eines gewöhnlichen Schachbrettmusters, dessen "gleichmäßige Gliederung … ohne Reiz des Zunehmens oder Abnehmens (ist)", wie Klee formuliert: "Das Formresultat ist trotz Vielheit unproduktiv."
In einer anderen Passage seines "Bildnerischen Denkens" macht Klee diesen Unterschied noch deutlicher: "Im (gewöhnlichen) 'Schach' ist die augenmaßliche Teilung gegeben, während sie im Überschach' als Maß und Funktionsgrundlage zu denken ist." Angesprochen ist hier ein nicht sichtbares reguläres System, unter dessen absoluter Gesetzmäßigkeit sich die Bewegung der Teile "strenger und freier" entfalten kann.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.