Salve by Alexander von Salzmann

Details

Date
1905
Classification
Zeichnung / Arbeit auf Papier
Medium
Bleistift, Aquarell, Tusche auf Karton
Dimensions
28 cm x 24,5 cm
Signature and inscriptions
u. l.: AS (ligiert) 05; u. Mitte: Salve
On display
No
Inventory number
G 19181
Acquisition
Ankauf 2018
Credit line
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Citation / Permalink
Alexander von Salzmann, Salve, 1905, Bleistift, Aquarell, Tusche auf Karton, 28 cm x 24,5 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
https://www.lenbachhaus.de/en/digital/collection-online/detail/salve-30038580
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Werktext

Alexander von Salzmann, als Sohn eines deutsch-russischen Architekten im georgischen Tiflis geboren, war 1898 zum Kunststudium nach München gekommen. Hier gehörte er zunächst zum Kreis der „Sturmfackel“, in dem sich junge Kunstschüler in einem Lokal in der Schwabinger Schellingstraße trafen, unter ihnen auch die Zeichner Ernst Stern und Alfred Kubin. 1901 gehörten Salzmann und Stern neben dem Bildhauer Wilhelm Hüsgen zu den Gründungsmitgliedern von Kandinskys Künstlervereinigung Phalanx.

Durch Kandinsky lernte Salzmann vermutlich Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky kennen. Für mehrere Jahre wurde Salzmann zu einem ebenso ergebenen wie glücklosen Verehrer Werefkins, woran auch eine gemeinsame Reise nach Frankreich 1903 nichts änderte; beide blieben jedoch in Freundschaft verbunden. Am 4. September 1903 schrieb Werefkin aus Carteret an Jawlensky von den Eindrücken der Reise: „Aus München nach Avricourt fuhren wir wie Frischvermählte. In Avricourt wechselten wir in den Alltag, d.h. in eine vollgeferchte [sic] französische 2. Klasse – aber auch da hatten wir Glück, weil die Zustände nicht lange andauerten. Wir fuhren durch eine schöne Landschaft, überall alte Bauten, beeindruckende Kathedralen, unendliche Kanäle, auf ihnen von schwarzen Maultieren gezogene Kähne.“

Die beiden Reisenden halfen einander, sie ihm in der Beherrschung seiner Disziplinlosigkeit und Alkoholprobleme, er ihr in der Stabilisierung ihres Selbstbewusstseins. Werefkin zeigte sich hier einmal mehr in der Rolle der Mentorin, als die sie im Zusammensein mit dem Künstlerfreund Bestätigung erfuhr und als die sie sich selbst in einem Brief an Jawlensky beschrieb: „Das, was mir Salzmann schluchzend sagte, dass ich aus ihm einen Künstler gemacht, einen Vorhang vor den Geheimnissen der Kunst geöffnet hätte, dass er sein Werk nun mit einem ganz anderen Blick sehe, zeigt mir, dass ich, was die Kunst betrifft, nicht nur von der Liebe zu dir geleitet werde, sondern dass ich in diesen Belangen wirklich Bescheid weiß und auch etwas kann.“

In Salzmanns Zeichnungen, wie in „Salve“ und „Ratlos“, skizziert er Begegnungen und Momente aus seinem Umfeld, darunter oft sich selbst darstellend. In seinem Selbstporträt als „Affe mit dem Dackel von Werefkin“ schmiegt er sich an den Dackel Moritz, der auch auf Fotos als Hausgenosse in der Giselastraße zu sehen ist. In zwei weiteren Karikaturen zeigt er sich selbst mit seinem Herzschmerz beim Besuch eines Psychiaters, auf einer davon ist auch Jawlensky mit hocherhobenem, kugelrundem Haupt festgehalten. Dessen selbstbewusste Haltung erfasst Salzmann in weiteren Karikaturen Jawlenskys, sie transportieren ganz offensichtlich dessen unerschütterliches künstlerisches Selbstbewusstsein, das den Rivalen auch in dieser frühen Periode des anhaltenden Suchens und Experimentierens auszeichnete. Doch auch Salzmanns Werke konnten nichts daran ändern, dass Jawlensky die Hauptfigur in Werefkins Leben blieb. Mit den drei Aquarellen Salzmanns konnte das Lenbachhaus eine weitere wichtige künstlerische Lücke aus dem Umfeld des Blauen Reiter schließen und die Werke bereits in der großen Retrospektive „Lebensmenschen. Alexej von Jawlensky“ und „Marianne von Werefkin“ 2019 dem Publikum präsentieren.

Werktext aus der Broschüre zur Ausstellung "Mehr Moderne für das Lenbachhaus. Die Neuerwerbungen in der Sammlung Blauer Reiter", 2020/2021

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