Die Holzarbeiter by Wilhelm Morgner

Details

Date
1911
Classification
Gemälde
Medium
Tempera auf Pappe
Dimensions
56,4 cm x 60,2 cm x 0,4 cm
Signature and inscriptions
u. r.: WM. 11.
On display
In "The Blue Rider"
Inventory number
G 19239
Acquisition
Ankauf 2019
Credit line
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Citation / Permalink
Wilhelm Morgner, Die Holzarbeiter, 1911, Tempera auf Pappe, 56,4 cm x 60,2 cm x 0,4 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
https://www.lenbachhaus.de/en/digital/collection-online/detail/die-holzarbeiter-30044702
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Werktext

Die Malerei Wilhelm Morgners bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion und beeindruckt durch die ausdrucksstarke Leuchtkraft ihrer Farben und den Einsatz von Komplementärkontrasten, fehlender Perspektiven sowie durch die Betonung von Fläche und Linien. Anfangs noch stark vom Naturalismus geprägt, wird früh die Tendenz zu einer abstrakter werdenden Bildsprache sichtbar. Seine Themen suchte Morgner zunächst in religiösen Sujets sowie in der Darstellung von arbeitenden Menschen, meist Bauern, Holzfällern oder Steinbrucharbeitern in der Landschaft. Stilistisch orientierte er sich dabei an so unterschiedlichen Künstlern wie Rembrandt van Rijn, Jean-François Millet, Vincent van Gogh, Georges Seurat, Paul Signac oder Robert Delaunay. Morgner, der glaubte, dass sich in der gegenständlichen Welt geistige Kräfte manifestieren, setzte sich intensiv mit der Wirkung der reinen Farbe auseinander. Zunehmend erhielten seine Bilder abstrakte Elemente, mit denen er eine Umsetzung spiritueller Inhalte anstrebte.

Schnell entwickelte sich Morgner zu einem der bedeutenden westfälischen Expressionisten. Im Winter 1911/12 wurde Morgner in Berlin von Franz Marc ›entdeckt‹, als sich Franz und Maria Marc dort zahlreiche Graphiken der Brücke-Künstler und ihres Umkreises ansahen. Marc zeigte sich von den Arbeiten Morgners beeindruckt und leitete einige an Kandinsky nach München weiter.

Marc und Kandinsky entschieden sich daraufhin für die Abbildung einer Zeichnung Morgners im Almanach "Der Blaue Reiter“ und luden den Künstler zur Teilnahme an der 2. Blauen Reiter-Ausstellung 1912 ein. In der Sammlung des Lenbachhauses befanden sich bislang nur einige wenige Papierarbeiten des Künstlers. Diese konnten nun um das Gemälde "Die Holzarbeiter“ von 1911 ergänzten werden. Obwohl der Karton bedauerlicherweise im Zweiten Weltkrieg um ein großes Teilstück beschnitten wurde, veranschaulicht er deutlich den für Morgner typischen, horizontal ausgerichteten Bildaufbau und eine aus Linien sowie Farbtupfern bestehende Bildkomposition, in der die stilisierten, blauen Körper der Arbeiter regelrecht mit der sie umgebenden Landschaft zu verschmelzen scheinen.

Den Entstehungsprozess seiner Malerei schildert Morgner 1911 wie folgt: "Als ich z.B. den Holzhacker malte, brannte mir der Kopf, dann war meine ganze Haut glühend heiß, sodaß ich sie nicht an einen kalten Gegenstand halten konnte, ohne heftigen Schmerz zu empfinden. Dann hatte ich ein Gefühl, als ob mir das Innerste nach Außen und das Äußerste nach Innen gedreht würde und wieder umgekehrt. Dabei hatte ich noch ein ganz sonderbares Gefühl, ich weiß nicht, wie ich das bezeichnen soll. Glücksgefühl ist zu schal und eckig, um das auszudrücken. So ist es mir bei den letzten Bildern immer ergangen. Ich sage das wohlweislich niemand, denn sonst sagen die Leute mir immer, ich wäre verrückt. Ich weiß das wohl.“ (Christine Knupp-Uhlenhaut (Hg.), Wilhelm Morgner, Briefe und Zeichnungen, Soest 1984, S. 30.)

Morgner wurde 1913 zum Militärdienst einberufen und nach Frankreich, Polen und Serbien geschickt, wo er bis zu seinem Tod 1917 viele Erlebnisse des Ersten Weltkriegs zeichnerisch festhielt. Obwohl seine erstaunliche künstlerische Entwicklung durch den Krieg jäh beendet wurde, hat er ein richtungsweisendes Werk hinterlassen. Von der während der Weimarer Republik einflussreichen Schriftenreihe "Junge Kunst“ wurde Wilhelm Morgner ein Band gewidmet, in dem sich auch eine Abbildung des Gemäldes "Die Holzarbeiter“ im ursprünglichen Format findet (siehe Vitrine).

Werktext aus der Broschüre zur Ausstellung "Mehr Moderne für das Lenbachhaus. Die Neuerwerbungen in der Sammlung Blauer Reiter", 2020/2021

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