PLAYTIME –
Work hard, play hard…

von Ronja Lotz.

„Work hard, play hard“ heißt der bekannte Titel eines im letzten Jahr veröffentlichten Popsongs von David Guetta und Ne-Yo. Viele Menschen haben diesen Satz längst verinnerlicht und zu ihrem nicht ganz freiwilligen Lebensstil – oder besser Arbeitsstil – erklärt. Denn was man als Aufforderung an ein partywütiges Jungvolk interpretieren könnte, lässt sich auch folgendermaßen verstehen: Man arbeitet extrem viel, hat eigentlich kaum Zeit für anderes, und gerade deshalb muss die Freizeit mindestens ebenso effektiv genutzt werden wie der durchgetaktete Arbeitstag. „Keep partying like it´s your job“ heißt es da passenderweise in dem Lied. Heutzutage wird dieses Phänomen auch gerne als Freizeitstress bezeichnet. Aber ist dieser freiwillig gewählt? Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatsphären, gerade in den kreativen Berufen, vermischen sich zunehmend in unserer multimedial vernetzten Welt. Jeder möchte zu jedem Zeitpunkt erreichbar sein. Aber wie möchten wir heute ganz allgemein leben und vor allem arbeiten?

Die Ausstellung "PLAYTIME" in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus wird sich ab dem 15. März mit diesem virulenten Thema beschäftigen. Natürlich kommt der Titel der Gruppenausstellung im Kunstbau nicht von dem oben genannten populären Lied. Die KuratorInnen entlehnten den Ausstellungsname PLAYTIME aus dem gleichnamigen Film von Jacques Tatis, der bereits 1967 die seltsamen Auswüchse der modernen Arbeitswelt karikierte.

Im Kunstbau werden nun Werke von über 30 vielseitigen Künstlerinnen und Künstlern wie Dieter Roth, Christoph Schlingensief, Charlie Chaplin, Andrea Fraser oder Donna Summer präsentiert, die sich medienübergreifend mit dem Thema Arbeit auseinandersetzten. Bereits 1983 produzierte Donna Summer beispielsweise das Lied „She works hard for her money“. Das dazugehörige Musikvideo zeigt das New York der 1980er Jahre und handelt von einer überarbeiteten Mutter mit drei Jobs.

Wie thematisieren also KünstlerInnen verschiedener Generationen das Thema Arbeit, heißt es doch, zum Beispiel in dem Vorwort unseres Ausstellungskataloges, dass sie eine Art Prototyp des „neuen, flexibilisierten und zur Selbstausbeutung konditionierten Menschen“ seien. Und eigentlich sind sie auch noch Ideen-FinderInnen, ProduzentInnen und PR-AgentInnen in einer Person – allerdings ohne große finanzielle Sicherung.¹

Dennoch – und das zählt nicht nur für den Bereich der Kreativwirtschaft – leben immer mehr Menschen in Arbeitsverhältnissen, die keine finanzielle Grundsicherung mehr bieten und somit nur wenig Autonomie gewährleisten. Die zunehmende Prekarisierung von Erwerbsarbeit zielt in unserer kapitalistischen Gesellschaft letztendlich auf die Frage: Welche Arbeit ist wie viel wert?

Andererseits, und das verwundert nicht, steht z.B. nach dem Schulabschluss nicht nur die Frage „Wo verdient man am meisten?“ im Raum, sondern auch „Welche Arbeit macht mich glücklich?“ – Denn ein Beruf gilt heutzutage mehr denn je als identitätsstiftend. Menschen definieren sich über ihre Arbeit und erfahren dadurch Anerkennung. Gerade in der Generation Y, der gut ausgebildeten Kohorte, die um 2000 im Teenager-Alter war, steht vermehrt die Sinnsuche im Lebensmittelpunkt, statt dem Erlangen von Reichtum und Statusobjekten. Eine Post-Wachstumsbewegung, die sich auf den Erhalt und eine gerechte Gestaltung von lokalen Ressourcen konzentriert, hat sich heraus kristallisiert. Sie ist als eine Gegenbewegung zur Anhäufung von materiellen Gütern zu sehen, meint die Universitätsprofessorin Susanne Elsen in einem Interview 2013.²

Diese unterschiedlichen Entwicklungen werden in der Ausstellung PLAYTIME von zeitgenössischen Positionen reflektiert und teils mit den sozialkritischen Arbeiten von KünstlerInnen der engagierten 1960er-Generation gegenüber gestellt. Was hat sich verändert, was ist gleich geblieben? Es wird Zeit, erneut mit dem Begriff der Arbeit ganz im Sinne von „work hard, play hard“ zu spielen!

Ronja Lotz ist Studentin der Kunstgeschichte und schreibt gerade an ihrer Magisterarbeit mit dem Thema „Aneignung und Anerkennung in der Appropriation Art“.

Literatur:
¹ Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
² Mair, Georg: Der richtige Reichtum . In: ff, Das Südtiroler Wochenmagazin, 21. November 2013, No. 47, S. 68-71