Grabkreuze in Kochel von Gabriele Münter

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Gabriele Münter, Grabkreuze in Kochel, 1909

Details

Datierung
1909
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Pappe
Maße
40,5 cm x 32,8 cm x 0,25 cm
Signatur / Beschriftung
u. l.: Mü; rückseitig von Gabriele Münter: 1909 Grabkreuze | Kochel
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
GMS 658
Zugang
Schenkung 1957
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
Zitiervorschlag / Permalink
Gabriele Münter, Grabkreuze in Kochel, 1909, Öl auf Pappe, 40,5 cm x 32,8 cm x 0,25 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/grabkreuze-in-kochel-30018443
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Werktext

Die "Grabkreuze in Kochel" entstanden während eines Besuches bei dem befreundeten Musiker und Komponisten Thomas von Hartmann im Februar 1909 in Kochel, wo auch Kandinskys "Friedhof und Pfarrhaus in Kochel" und weitere Winterbilder entstanden. Vergleicht man diese Bilder Münters und Kandinskys miteinander, so fällt ihre große Ähnlichkeit auf; zu keiner anderen Zeit waren sich Münters und Kandinskys Malerei so nahe wie in den Landschaftsstudien des Jahres 1909.

Ein von Kandinsky aufgenommenes Foto zeigt Münter im Wintermantel beim Malen der "Grabkreuze in Kochel" auf dem Friedhof der Kocheler Pfarrkirche. Das Arbeiten direkt vor der Natur unter freiem Himmel, die anti-akademische "Pleinair"- Malerei, galt Kandinsky bereits bei der Gründung seiner eigenen Malschule 'Phalanx' um 1901 als Grundbedingung selbstständiger künstlerischer Erfahrung, und so setzte er mit Münter diese Praxis in beinahe allen Murnauer Jahren fort.

Doch die Kocheler Bilder weisen bei aller Übereinstimmung und Gemeinsamkeit auch Unterschiede auf. So wählt Münter mit den Grabkreuzen ein anderes Motiv, das ihr Interesse für das reizvolle optische Spiel der Gegenstände verrät. Vereinzelung und Stilisierung verleihen den Kreuzen eine besondere Ausstrahlung, die blauen Schlagschatten, die Kandinsky als Farberscheinung so faszinierten, setzen ihre Formen in freien Arabesken fort. Münters Farben besitzen nicht die unvermischte Leuchtkraft wie die Kandinskys – das Sonnengelb des Wintertages ist hier mit der Grundfarbe Weiß gebrochen –, sondern binden die Darstellung eher zu einem einheitlichen Ganzen. Gerade in den Kocheler Bildern könnte Kandinsky seinerseits etwas vom flüssigen, natürlichen Strich Münters aufgenommen haben.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.