Werktext
"Impression IV (Gendarme)" gehört ebenso wie "Impression III (Konzert)" für Kandinsky in die Kategorie der "direkten Eindrücke der 'äußeren Natur"', die er neben den 'Improvisationen' und den großen, durchgearbeiteten 'Kompositionen' für seine Werke aufgestellt hatte. Insgesamt malte Kandinsky sechs 'Impressionen', alle im Jahre 1911. Bereits das Entstehungsdatum – im Vergleich etwa zu den 1909 einsetzenden "Improvisationen" – zeigt an, dass es sich bei ihnen nicht um wertende Kategorien im Sinne einer Höherentwicklung von gegenständlich-sinnlichen zu abstrakt-vergeistigten Stufen handelt. Seine 'Impressionen' können durchaus auch einen nahezu ungegenständlichen Charakter haben, wie das "Konzert" oder auch "Impression V (Park)" (Centre Georges Pompidou, Paris) beweist. Wichtig ist vielmehr, dass Kandinsky seine Bilder nach der Art des Entstehungsprozesses und nicht, wie bisher üblich, nach Darstellungsinhalten einteilt, wie besonders Johannes Langner darlegte. Dies bedeutet einen grundlegenden Wandel in der traditionellen Auffassung von den Gegenständen der Malerei und ihren verschiedenen Gattungen. Auch indem er die Malerei nach Kriterien des Formprozesses umgruppiert, erweist sich Kandinsky daher als ein revolutionärer Künstler. Jeder der sechs 'Impressionen' ist ein Untertitel beigegeben, neben "Gendarme" heißen sie "Fontäne", "Moskau", "Konzert", "Park", "Sonntag". Diese Bezeichnungen deuten auf eine Welt der bürgerlichen Existenz hin, auf das Erlebnis oder den Genuss zivilisierter Umgebung.
"Impression IV (Gendarme)", früher irrtümlich "Impression III (Fackelzug)" genannt, zeigt im Vordergrund in schwarzen, kräftigen Konturen ein quer stehendes riesiges Pferd mit den schwarzen Schemen eines Reiters. Zwei links und rechts nach oben verlaufende Diagonalen verspannen diese schwarzen Strukturen flächenhaft in die Gesamtkomposition. Links vor dem gebeugten Kopf des Pferdes salutieren zwei schwarz gekleidete Passanten mit Hüten, auf der Gegenseite ist verschwommen eine Menschenmenge zu erkennen, über deren Köpfen bunte Lampions, umgeben von kräftigen dunklen Ringen, schweben. In der Mitte hinter dem Reiter wird eine portalartige Architektur mit drei Säulen sichtbar, die mit ebenso energischen dunklen Strichen und Querbalken markiert ist. Besonders diese Architektur verweist auf ein antikisierendes Gebäude an einem öffentlichen Platz, auf dem die Menschenmenge und berittene Gendarme offensichtlich zu einem offiziellen Anlass versammelt sind.
Vermutlich liegt der "Impression IV" das Ereignis eines Lampionumzuges zum Königsplatz in München anlässlich des 90. Geburtstages des Prinzregenten am 12. März 1911 zugrunde. Zu diesem Zweck waren auf dem Platz auch fest stehende Pylone mit Fackeln errichtet worden, von denen man einen hinter dem Reiter zu erkennen glaubt.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
"Impression IV (Gendarme)", früher irrtümlich "Impression III (Fackelzug)" genannt, zeigt im Vordergrund in schwarzen, kräftigen Konturen ein quer stehendes riesiges Pferd mit den schwarzen Schemen eines Reiters. Zwei links und rechts nach oben verlaufende Diagonalen verspannen diese schwarzen Strukturen flächenhaft in die Gesamtkomposition. Links vor dem gebeugten Kopf des Pferdes salutieren zwei schwarz gekleidete Passanten mit Hüten, auf der Gegenseite ist verschwommen eine Menschenmenge zu erkennen, über deren Köpfen bunte Lampions, umgeben von kräftigen dunklen Ringen, schweben. In der Mitte hinter dem Reiter wird eine portalartige Architektur mit drei Säulen sichtbar, die mit ebenso energischen dunklen Strichen und Querbalken markiert ist. Besonders diese Architektur verweist auf ein antikisierendes Gebäude an einem öffentlichen Platz, auf dem die Menschenmenge und berittene Gendarme offensichtlich zu einem offiziellen Anlass versammelt sind.
Vermutlich liegt der "Impression IV" das Ereignis eines Lampionumzuges zum Königsplatz in München anlässlich des 90. Geburtstages des Prinzregenten am 12. März 1911 zugrunde. Zu diesem Zweck waren auf dem Platz auch fest stehende Pylone mit Fackeln errichtet worden, von denen man einen hinter dem Reiter zu erkennen glaubt.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.