Werktext
"Impression III (Konzert)" entstand kurz nach dem Besuch eines Konzertes mit Werken von Arnold Schönberg, das Wassily Kandinsky am 2. Januar 1911 zusammen mit Franz Marc und anderen Mitgliedern der 'Neuen Künstlervereinigung' in München gehört hatte. Beeindruckt von den kühnen Neuerungen der Zwölftonmusik, nahm Kandinsky einen regen Briefwechsel mit dem Komponisten auf, der u. a. dazu führte, dass sich Schönberg Ende des Jahres mit seinen autodidaktischen Bildern an der Ausstellung 'Der Blaue Reiter' beteiligte und auch einen Artikel zum Almanach beitrug.
Kandinsky bezeichnete das faszinierende Bild Konzert als 'Impression', als "direkten Eindruck von der 'äußeren Natur"'. Dies beweist, dass er unter 'Impressionen' keineswegs nur optische, sondern sinnliche Eindrücke aller Art verstand, die er ohne die herkömmliche abbildende Manier zu veranschaulichen suchte. "Impression III (Konzert)" beruht auf einem akustischen Erlebnis und verkörpert dessen Umsetzung in Malerei. Gelb und Schwarz, in entscheidenden Akzenten auch Weiß, dominieren das Bild. In diagonaler Position voller Energie lagert das Schwarz als unregelmäßiges Dreieck in der oberen Bildhälfte, unter ihm entfaltet sich das Gelb in ausladender, verströmender Geste. In schwingender Bewegung scheint es von rechts nach links und wieder zurück zu fluten und bezieht dabei die bunten Flecken in der linken Bildhälfte und ihre linearen Arabesken in seinen Bannkreis ein.
Bei näherer Betrachtung offenbart sich das Bild als die Essenz eines Konzerterlebnisses: Man erkennt den schwarzen Konzertflügel und die geduckten, zu ihm hingerissenen Rücken der Zuschauer vor ihm. Zwei vorbereitende Bleistiftskizzen (Centre Georges Pompidou, Paris) zeigen deutlich die sitzenden und zum Teil an der Wand des Saales stehenden Zuhörer; doch auch dort ist schon die weiße vertikale 'Teilung' des Hügels zu sehen, die sich, eventuell von einem Architekturelement des Raumes ausgehend, im Bild in eine weiße 'Klangsäule' zu verwandeln scheint.
Beherrschend ist der 'gelbe Klang', die Emanation des Toneindrucks, dessen Strömen das Bild selbst zu einem umfassenden, beinahe symphonischen Erlebnis macht. Die Farbe Gelb schien Kandinsky ganz besonders mit musikalischen Eindrücken zu assoziieren, so verfasste er bereits 1909 den Entwurf zu einem Bühnenstück mit Musik, das später als "Der gelbe Klang" im Almanach veröffentlicht wurde.
Kein anderes Bild Kandinskys berührt so unmittelbar den Zusammenhang der Synästhesie. In seinem Buch "Über das Geistige in der Kunst" schreibt er ausführlich über die Entsprechungen von Farben zu bestimmten Instrumenten oder Tönen. Doch die Analogie zur Musik beruht für ihn wesentlich auf der abstrakten Kompositionsweise, die er auch für die neue, gegenstandslose Malerei der "Epoche des großen Geistigen" als vorbildlich ansieht: "Die Malerei hat in dieser Beziehung die Musik eingeholt, und beide bekommen eine immer wachsende Tendenz, 'absolute' Werke zu schaffen, d. h. vollkommen 'objektive' Werke, die den Naturwerken gleich rein gesetzmäßig als selbstständige Wesen 'von selbst' erwachsen."
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Kandinsky bezeichnete das faszinierende Bild Konzert als 'Impression', als "direkten Eindruck von der 'äußeren Natur"'. Dies beweist, dass er unter 'Impressionen' keineswegs nur optische, sondern sinnliche Eindrücke aller Art verstand, die er ohne die herkömmliche abbildende Manier zu veranschaulichen suchte. "Impression III (Konzert)" beruht auf einem akustischen Erlebnis und verkörpert dessen Umsetzung in Malerei. Gelb und Schwarz, in entscheidenden Akzenten auch Weiß, dominieren das Bild. In diagonaler Position voller Energie lagert das Schwarz als unregelmäßiges Dreieck in der oberen Bildhälfte, unter ihm entfaltet sich das Gelb in ausladender, verströmender Geste. In schwingender Bewegung scheint es von rechts nach links und wieder zurück zu fluten und bezieht dabei die bunten Flecken in der linken Bildhälfte und ihre linearen Arabesken in seinen Bannkreis ein.
Bei näherer Betrachtung offenbart sich das Bild als die Essenz eines Konzerterlebnisses: Man erkennt den schwarzen Konzertflügel und die geduckten, zu ihm hingerissenen Rücken der Zuschauer vor ihm. Zwei vorbereitende Bleistiftskizzen (Centre Georges Pompidou, Paris) zeigen deutlich die sitzenden und zum Teil an der Wand des Saales stehenden Zuhörer; doch auch dort ist schon die weiße vertikale 'Teilung' des Hügels zu sehen, die sich, eventuell von einem Architekturelement des Raumes ausgehend, im Bild in eine weiße 'Klangsäule' zu verwandeln scheint.
Beherrschend ist der 'gelbe Klang', die Emanation des Toneindrucks, dessen Strömen das Bild selbst zu einem umfassenden, beinahe symphonischen Erlebnis macht. Die Farbe Gelb schien Kandinsky ganz besonders mit musikalischen Eindrücken zu assoziieren, so verfasste er bereits 1909 den Entwurf zu einem Bühnenstück mit Musik, das später als "Der gelbe Klang" im Almanach veröffentlicht wurde.
Kein anderes Bild Kandinskys berührt so unmittelbar den Zusammenhang der Synästhesie. In seinem Buch "Über das Geistige in der Kunst" schreibt er ausführlich über die Entsprechungen von Farben zu bestimmten Instrumenten oder Tönen. Doch die Analogie zur Musik beruht für ihn wesentlich auf der abstrakten Kompositionsweise, die er auch für die neue, gegenstandslose Malerei der "Epoche des großen Geistigen" als vorbildlich ansieht: "Die Malerei hat in dieser Beziehung die Musik eingeholt, und beide bekommen eine immer wachsende Tendenz, 'absolute' Werke zu schaffen, d. h. vollkommen 'objektive' Werke, die den Naturwerken gleich rein gesetzmäßig als selbstständige Wesen 'von selbst' erwachsen."
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.