Werktext
Seit seiner Ankunft in München Ende 1896 hatte Kandinsky, zunächst zusammen mit seiner Frau Anja Semjakina, in wechselnden Wohnungen in Schwabing gelebt. Ihre erste Unterkunft befand sich in der Georgenstraße 62 – unweit der Malschule von Anton Ažbe mit der Hausnummer 40 -, wenig später in der Giselastraße 28 in der Nachbarschaft von Jawlensky und Werefkin, 1899 erneut in der Georgenstraße, diesmal im Haus Nr. 35. Schließlich konnte sich das Ehepaar Kandinsky in einer geräumigen Atelierwohnung in der Friedrichstraße 1 etablieren und nun auch aus Moskau umfangreichen Hausrat nachkommen lassen. Im Oktober 1904, am Beginn der jahrelangen Reisetätigkeit mit Gabriele Münter und kurz vor der mehrmonatigen Reise mit ihr nach Tunis, zog Kandinsky aus der Friedrichstraße aus; seine engen Kontakte zu seiner Frau und Cousine während der Münchner Zeit blieben bestehen.
Im August 1905, nach der Rückkehr von einem Sommeraufenthalt mit Münter in Dresden, mietete sich Kandinsky vorübergehend eine eigene Wohnung in Schwabing, ganz in der Nähe der Universität. Brieflich berichtete er der Freundin nach Bonn: "Eben habe ich ein Atelier + Zimmer gemiethet [sic!] bis 1. Okt. Amalienstr. 72 Rgb I, 1. Zimmer nach Osten und in einen ruhigen schattigen Garten der Ausblick. Überhaupt ist es da riesig ruhig. Und ich sehne mich da nach Ruhe." Doch schon bald brachen er und Münter wieder von München aus auf, diesmal für einen fast halbjährigen Aufenthalt in Rapallo an der italienischen Riviera; ab Juni 1906 lebten sie für ein Jahr in Sèvres bei Paris. Münter hatte während ihrer ganzen frühen Studien- und Wanderjahre in München, bis auf eine kurze Zeit in einer eigenen kleinen Atelierwohnung in der Schackstraße 4 am Siegestor, in wechselnden Pensionen in Schwabing gewohnt, unter anderem in der Pension "Bellevue" in der Theresienstraße, später meist in der Pension "Stella" in der Adalbertstraße, ein Tipp ihrer Studienfreundin Emmy Dresler.
Als Kandinsky 1908 beschloss, sich wieder endgültig in München niederzulassen, begann er noch während seines Malaufenthalts in Murnau mit Jawlensky und Werefkin eine Wohnung zu suchen. Am 4. September 1908, von Murnau aus, mietete er sich wieder eine eigene Wohnung in München, diesmal im Rückgebäude der Ainmillerstraße 36 in Schwabing, zunächst im ersten, dann im dritten Stock; sie sollte in den Jahren bis 1914 zu einem Zentrum des Freundeskreises werden. Während das Paar in Murnau zusammenwohnte und Münter dort im Sommer 1909 ein Haus kaufte, lebte sie in München noch ein weiteres Jahr in der Pension "Stella", bevor auch sie im September 1909 in die Ainmillerstraße 36 zog. Auch die Stadtwohnung statteten Kandinsky und Münter engagiert und mit künstlerischer Handschrift aus, im Laufe der Jahre bedeckten sich die Wände zunehmend mit Bildern der verschiedensten Art. Das Gemälde "Interieur (Mein Eßzimmer)" malte Kandinsky 1909. Es spiegelt in seinen harmonischen, lebendigen Proportionen und Farben, besonders dem wunderbaren Zusammenklang von dominierendem Altrosa mit mittleren Blautönen, etwas von der persönlichen Atmosphäre der geliebten Wohnung wider, die ihnen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein Heim war.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2013.
Im August 1905, nach der Rückkehr von einem Sommeraufenthalt mit Münter in Dresden, mietete sich Kandinsky vorübergehend eine eigene Wohnung in Schwabing, ganz in der Nähe der Universität. Brieflich berichtete er der Freundin nach Bonn: "Eben habe ich ein Atelier + Zimmer gemiethet [sic!] bis 1. Okt. Amalienstr. 72 Rgb I, 1. Zimmer nach Osten und in einen ruhigen schattigen Garten der Ausblick. Überhaupt ist es da riesig ruhig. Und ich sehne mich da nach Ruhe." Doch schon bald brachen er und Münter wieder von München aus auf, diesmal für einen fast halbjährigen Aufenthalt in Rapallo an der italienischen Riviera; ab Juni 1906 lebten sie für ein Jahr in Sèvres bei Paris. Münter hatte während ihrer ganzen frühen Studien- und Wanderjahre in München, bis auf eine kurze Zeit in einer eigenen kleinen Atelierwohnung in der Schackstraße 4 am Siegestor, in wechselnden Pensionen in Schwabing gewohnt, unter anderem in der Pension "Bellevue" in der Theresienstraße, später meist in der Pension "Stella" in der Adalbertstraße, ein Tipp ihrer Studienfreundin Emmy Dresler.
Als Kandinsky 1908 beschloss, sich wieder endgültig in München niederzulassen, begann er noch während seines Malaufenthalts in Murnau mit Jawlensky und Werefkin eine Wohnung zu suchen. Am 4. September 1908, von Murnau aus, mietete er sich wieder eine eigene Wohnung in München, diesmal im Rückgebäude der Ainmillerstraße 36 in Schwabing, zunächst im ersten, dann im dritten Stock; sie sollte in den Jahren bis 1914 zu einem Zentrum des Freundeskreises werden. Während das Paar in Murnau zusammenwohnte und Münter dort im Sommer 1909 ein Haus kaufte, lebte sie in München noch ein weiteres Jahr in der Pension "Stella", bevor auch sie im September 1909 in die Ainmillerstraße 36 zog. Auch die Stadtwohnung statteten Kandinsky und Münter engagiert und mit künstlerischer Handschrift aus, im Laufe der Jahre bedeckten sich die Wände zunehmend mit Bildern der verschiedensten Art. Das Gemälde "Interieur (Mein Eßzimmer)" malte Kandinsky 1909. Es spiegelt in seinen harmonischen, lebendigen Proportionen und Farben, besonders dem wunderbaren Zusammenklang von dominierendem Altrosa mit mittleren Blautönen, etwas von der persönlichen Atmosphäre der geliebten Wohnung wider, die ihnen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein Heim war.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2013.