Roter Fleck II von Wassily Kandinsky

Details

Datierung
1921
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Leinwand
Maße
131 cm x 181 cm
Signatur / Beschriftung
u. l.: K (im Dreieck) 21
Ausgestellt
In "Der Blaue Reiter"
Inventarnummer
G 17562
Zugang
Ankauf 1989
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, erworben mit Mitteln der Hypo-Bank AG München, heute UniCreditBank AG
Zitiervorschlag / Permalink
Wassily Kandinsky, Roter Fleck II, 1921, Öl auf Leinwand, 131 cm x 181 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, erworben mit Mitteln der Hypo-Bank AG München, heute UniCreditBank AG
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/roter-fleck-ii-30014568
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Werktext

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte Kandinsky Deutschland verlassen und kehrte über die Schweiz in seine russische Heimat zurück. Seine künstlerische Produktion kam während der Kriegs- und Revolutionsjahre weitgehend zum Erliegen, stattdessen engagierte er sich in zahlreichen kulturpolitischen Gremien und Ämtern. "Roter Fleck II" markiert mit dem fundamentalen Wandel der Ausdrucksformen den Beginn einer neuen Phase in seinem Werk. Ohne die Berührung mit dem russischen Konstruktivismus, mit Kasimir Malewitsch, Wladimir Tatlin, Ljubow Popowa u. a., sind die präzisen Körper und Flächen, die geometrische Aufgliederung der Bildelemente und der geglättete Farbauftrag nicht denkbar. Die heftige Ausdrucksgewalt der Bilder vor dem Ersten Weltkrieg ist einem kühlen, scheinbar rationalen Kompositionsschema reiner Einzelformen gewichen.

Dennoch hat sich Kandinsky stets vom Konstruktivismus distanziert. Auch lassen sich in einem so frühen, noch in Russland entstandenen Bild wie "Roter Fleck II" Unterschiede zu den Werken der Revolutionskünstler ausmachen. Kandinsky benutzt zwar geometrische Figuren wie Dreiecke, Kreise, Bögen und Linien, aber mit milden Begrenzungen und unregelmäßigen Zusammenstellungen. Insbesondere fehlt seinem additiven Beieinander der logisch-konstruktive Aufbau, wie er für den Konstruktivismus charakteristisch ist.

Das Motiv des Kreises sollte für Kandinsky zu einem zentralen Element während der Jahre am Bauhaus werden. Kandinsky bedeutete er in dieser Phase die perfekte, spannungsreichste Form für sein bildnerisches Anliegen – "ich liebe den Kreis heute, wie ich früher z. B. das Pferd geliebt habe". Der Wechsel zu geometrischen Formen setzt sein Streben nach immer reineren Formen, die keinerlei Erinnerungen an ablenkende Assoziationen hervorrufen, fort: "Die 'geometrischen' oder 'freien' Grenzen, die nicht an einen Gegenstand gebunden sind, rufen, wie die Farben, Erregungen hervor, die aber weniger präzise festgelegt sind als diejenigen eines Gegenstandes. Sie sind freier, elastischer, abstrakter." Dass Kandinsky mit dieser Form der Abstraktion stets bei der Repräsentation von 'Figuren' blieb, seien sie nun gegenständlich oder abstrakt, unterscheidet ihn von anderen Abstrakten, etwa in reiner Farbfeldmalerei.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.

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