Werktext
Während der ganzen Murnauer Zeit bis 1914 behielt Kandinsky für einen Teil seines Werks das Arbeiten vor der Natur bei, doch die überwiegende Zahl dieser berühmt gewordenen Landschaftsbilder entstand in den Jahren 1908-10. "Murnau – Fußweg mit Häusern" ist wie zahlreiche andere Murnau-Ansichten dieser Art auf Malpappe in einem Format von 33 x 44 cm gemalt, das Kandinsky und Münter beim Arbeiten im Freien noch bequem transportieren und handhaben konnten.
Die Wirkung dieses Werkes beruht vor allem auf dem kühnen Einsatz der geraden Linien, die das Bild auf asymmetrische Weise durchschneiden sowie auf der Faszination der Farbzusammenstellung. Auf raffinierte Weise wird hier mit dem spannungsvollen Kontrast von Blau und Grün gespielt, gemildert durch Weißbeimischungen und eine größere weißliche Fläche im Vordergrund. Vorherrschend ist Blau in allen Schattierungen von Blaugrau bis Türkis, durchsetzt mit zentralen Akzenten unvermischten, leuchtenden Ultramarins in der Mittelzone des Bildes. Auch das Dunkelbraun des Zauns entlang des in vertikaler Geraden ins Bild geführten schmalen Fußweges links wird auf dessen Gegenseite ins Dunkelblau gespiegelt. Vorn schneidet die dunkle Horizontale eines Holzzauns die restliche Bildzone knapp und entschieden ab, für die man aufgrund der Komposition eigentlich das Grün einer Wiese erwartet. Hier jedoch ist Weißgelb dünn und unruhig, wohl teilweise mit dem Finger, verstrichen, stellenweise ist das Ocker der Pappe freigelassen.
Wie viele von Kandinskys Murnauer Naturstudien strahlt auch dieses Bild eine eigenartige Lebendigkeit aus. Offenbar fand der Künstler hier die "freie Hand", mit der er seine weiterführenden Ziele verfolgte. Wenn Kandinsky ab 1909 in größeren Gemälden Elemente seiner bisherigen Figuren- und Landschaftsbilder zu frei fantasierten Schöpfungen verbindet, so trägt auch der Charakter seiner Murnau-Studien etwas zu dem lebendigen Geheimnis dieser neuartigen Malerei bei.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
Die Wirkung dieses Werkes beruht vor allem auf dem kühnen Einsatz der geraden Linien, die das Bild auf asymmetrische Weise durchschneiden sowie auf der Faszination der Farbzusammenstellung. Auf raffinierte Weise wird hier mit dem spannungsvollen Kontrast von Blau und Grün gespielt, gemildert durch Weißbeimischungen und eine größere weißliche Fläche im Vordergrund. Vorherrschend ist Blau in allen Schattierungen von Blaugrau bis Türkis, durchsetzt mit zentralen Akzenten unvermischten, leuchtenden Ultramarins in der Mittelzone des Bildes. Auch das Dunkelbraun des Zauns entlang des in vertikaler Geraden ins Bild geführten schmalen Fußweges links wird auf dessen Gegenseite ins Dunkelblau gespiegelt. Vorn schneidet die dunkle Horizontale eines Holzzauns die restliche Bildzone knapp und entschieden ab, für die man aufgrund der Komposition eigentlich das Grün einer Wiese erwartet. Hier jedoch ist Weißgelb dünn und unruhig, wohl teilweise mit dem Finger, verstrichen, stellenweise ist das Ocker der Pappe freigelassen.
Wie viele von Kandinskys Murnauer Naturstudien strahlt auch dieses Bild eine eigenartige Lebendigkeit aus. Offenbar fand der Künstler hier die "freie Hand", mit der er seine weiterführenden Ziele verfolgte. Wenn Kandinsky ab 1909 in größeren Gemälden Elemente seiner bisherigen Figuren- und Landschaftsbilder zu frei fantasierten Schöpfungen verbindet, so trägt auch der Charakter seiner Murnau-Studien etwas zu dem lebendigen Geheimnis dieser neuartigen Malerei bei.
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.