Murnauer Bäuerin mit Kindern von Gabriele Münter

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Gabriele Münter, Murnauer Bäuerin mit Kindern, um 1909/10

Details

Datierung
um 1909/10
Objektart
Hinterglasbild
Material
Öl, Tusche hinter Glas
Maße
22,5 cm x 19,5 cm
Signatur / Beschriftung
u. l. eingeritzt: Mü (ligiert)
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
GMS 733
Zugang
Schenkung 1957
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
Zitiervorschlag / Permalink
Gabriele Münter, Murnauer Bäuerin mit Kindern, um 1909/10, Öl, Tusche hinter Glas, 22,5 cm x 19,5 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/murnauer-baeuerin-mit-kindern-30012221
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Werktext

Gabriele Münter war die Erste aus dem Kreis des werdenden 'Blauen Reiter', die, wohl seit dem Frühjahr 1909, volkstümliche religiöse Hinterglasbilder zunächst zu kopieren begann und bald nach eigenen Bildentwürfen in dieser Technik arbeitete. Die Technik der Hinterglasmalerei lernte sie in der Werkstatt von Heinrich Rambold, einem der letzten in Murnau noch tätigen Glasmaler, nach dessen Vorlagen sie auch kopierte. Dabei waren es neben der schlichten Formvereinfachung, der klaren, oft schematisierten Umrisszeichnung und den leuchtenden, unmodellierten Farbflächen besonders die Naivität, Ursprünglichkeit und Innerlichkeit der Empfindung, die Münter, Kandinsky, Jawlensky, später auch Marc, Macke und Campendonk inspirierten.

Im vorliegenden Hinterglasbild verlässt Münter die religiösen Vorlagen, nach denen sie anfänglich kopierte, etwa die Darstellungen des hl. Georg, des hl. Florian oder der traditionellen Votivbilder. Vielmehr stellt sie eine alte Bäuerin mit tiefblau leuchtendem Rock, rotem Kopftuch und einem rosa gekleideten Kleinkind auf dem Arm vor dem Murnauer Schlossberg dar, der auch in ihren gleichzeitigen Gemälden häufig gewähltes Motiv war. So wirklichkeitsgetreu, wie das Schloss in seinen wesentlichen Umrissen wiedergegeben ist, lassen auch die dargestellten Personen an reale Modelle aus Münters persönlichem Bekanntenkreis denken. Die alten Bäuerin erinnert etwa an die Großmutter der Familie Echter, das kleine Mädchen im Dirndl an Münters Nichte Friedel, die im Sommer 1909 zu Besuch war und von Münter in einem sehr ähnlichen Kleid vor dem Murnauer Haus gemalt wurde. Mit der Ausführung der Gesichter, auch den nervösen Linien der Wolken und des Baumes rechts geht Münter über die ruhige Schemazeichnung der traditionellen Vorbilder hinaus und gibt diesem eigenen Motiv einen expressiven Zug.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.