Unser Häuschen in Tegernsee von August Macke

Details

Datierung
1910
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Holz
Maße
30 cm x 19,5 cm x 0,7 cm
Ausgestellt
Nein
Inventarnummer
G 19231
Zugang
Ankauf 2019
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Zitiervorschlag / Permalink
August Macke, Unser Häuschen in Tegernsee, 1910, Öl auf Holz, 30 cm x 19,5 cm x 0,7 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/unser-haeuschen-in-tegernsee-30044664
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Werktext

August Mackes kleinformatiges Gemälde "Unser Häuschen in Tegernsee“ stammt aus seiner überaus produktiven "Tegernseer Phase“, 1909/10, als der Maler über eine beachtliche Gruppe von Figurenbildern, Selbstbildnissen, Stillleben und Landschaften zu seinem Individualstil fand. Der junge Macke und seine Frau Elisabeth kamen, nach einem Parisaufenthalt, im Herbst 1909 auf Einladung des Künstlerfreundes Wilhelm Schmidtbonn nach Tegernsee. Das gemeinsame Leben und Arbeiten der Künstler endete zum Jahresende mit einem Zerwürfnis und das Ehepaar Macke bezog Anfang 1910 eine neue, eigene Bleibe im Staudacherhof in der Tegernseer Bahnhofstraße. Es handelte sich um ein damals bereits hundertjähriges Bauernhaus, das etwas erhöht lag, umgeben von einem idyllischen Obstgarten. Mackes bezogen die Wohnung im ersten Stock und nutzten den kleinen mittigen Balkon zum Arbeiten im Freien. In diesem Haus wurde im Frühjahr 1910 ihr erster Sohn Walter geboren. Hier kam es auch zum ersten Besuch von Franz und Maria Marc bei August und Elisabeth Macke in Tegernsee.

Das schmale, hochrechteckige Bild zeichnet sich durch eine ungewöhnliche und effektvolle Komposition aus: Der quadratische Hausblock ist in die rechte obere Ecke verschoben, das Hausdach unmittelbar an die obere Bildkante gerückt. Man blickt den steilen Hang hoch zum Haus auf, eine Aussicht auf die Ferne wird verhindert, stattdessen dem Bauernhof eine starke Präsenz verliehen. Eine Reihe von Figuren, die trotz ihres kleinen Formats dezidiert auf Kommunikation gerichtete Körperhaltungen aufweisen, fangen etwas von jener Lebendigkeit ein, die im und um das Staudacherhaus herrschte.

Während diese formalen Entscheidungen auf Mackes Beschäftigung mit japanischer Grafik hinweisen, lässt die malerische Behandlung der von der Wintersonne beschienenen Hauswand und der im Schatten liegenden Partien seine impressionistischen Bestrebungen erkennen. Sein abstrahiertes Nachzeichnen des Schattenspiels der kahlen Bäume auf der Rasenfläche und deren Wiedergabe als geschlossene, leuchtend grüne Fläche, die mit einem blauen wolkenlosen Himmel kontrastiert, weisen dagegen bereits über den Impressionismus hinaus. Das kleine Gemälde stellt eine wichtige Wegmarke von Mackes Entwicklung einer eigenen Farben- und Formensprache dar, da es ein Einvernehmen von Mensch und natürlicher Umgebung betont, das Mackes Werk in den nächsten Jahren zu seinem primären inhaltlichen Anliegen machen sollte.

Werktext aus der Broschüre zur Ausstellung "Mehr Moderne für das Lenbachhaus. Die Neuerwerbungen in der Sammlung Blauer Reiter", 2020/2021

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