Werktext
Der "Sommerabend in Murnau" weist mit seiner graphischen Ökonomie, den intensiven Farben und der Verwendung schwarzer Konturen große Ähnlichkeit zu gleichzeitigen Landschaftsbildern Gabriele Münters auf. In wenigen, lockeren Flächen spannen sich die Formationen der Landschaft über das Bild, lediglich im Zentrum durch einige sparsame Details charakterisiert. Jawlenskys Begriff der malerischen 'Synthese' wird in diesem Bild besonders anschaulich. 1907 hatte Jawlensky den malenden Pater Willibrord Verkade aus Beuron kennen gelernt, der ihm die Flächenkunst der französischen 'Nabis' in der Nachfolge Paul Gauguins noch einmal entscheidend näherbrachte. Die Technik des 'Cloisonnismus', das heißt die rhythmische Gliederung der Bildelemente durch schwarze Konturen, verband sich bei Gauguin mit dem Streben nach subjektiver Interpretation der Wirklichkeit.
"Kunst ist vor allem ein Mittel des Ausdrucks", diese Botschaft brachte auch Paul Serusier nach München, der 1907 Verkade dort besuchte und mit Jawlensky bekannt wurde. Der in der Kunsttheorie seit der Jahrhundertwende vieldiskutierte Begriff der 'Synthese', den Jawlensky häufig gebrauchte, wurde durch ihn Kandinsky und den anderen Münchner Freunden vermittelt. Im Kreis des werdenden 'Blauen Reiter' sollte er eine wichtige, erweiterte Bedeutung erlangen, in die Kandinskys Idee einer Kunst der 'inneren Notwendigkeit' integriert wurde. Kandinsky, der sich formal besonders von der dynamischen Struktur und den 'wilden' Farben einiger Murnauer Bilder Jawlenskys inspirieren ließ, äußerte sich dem Älteren gegenüber später dankbar über die Zeit, "da Sie mich lehrten".
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.
"Kunst ist vor allem ein Mittel des Ausdrucks", diese Botschaft brachte auch Paul Serusier nach München, der 1907 Verkade dort besuchte und mit Jawlensky bekannt wurde. Der in der Kunsttheorie seit der Jahrhundertwende vieldiskutierte Begriff der 'Synthese', den Jawlensky häufig gebrauchte, wurde durch ihn Kandinsky und den anderen Münchner Freunden vermittelt. Im Kreis des werdenden 'Blauen Reiter' sollte er eine wichtige, erweiterte Bedeutung erlangen, in die Kandinskys Idee einer Kunst der 'inneren Notwendigkeit' integriert wurde. Kandinsky, der sich formal besonders von der dynamischen Struktur und den 'wilden' Farben einiger Murnauer Bilder Jawlenskys inspirieren ließ, äußerte sich dem Älteren gegenüber später dankbar über die Zeit, "da Sie mich lehrten".
Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.