München – Die Isar von Wassily Kandinsky

Details

Datierung
1901
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Leinwandkarton
Maße
32,5 cm x 23,6 cm
Signatur / Beschriftung
in Rot u. r.: Kandinsky
Ausgestellt
In "Der Blaue Reiter"
Inventarnummer
GMS 7
Zugang
Schenkung 1957
Creditline
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
Zitiervorschlag / Permalink
Wassily Kandinsky, München – Die Isar, 1901, Öl auf Leinwandkarton, 32,5 cm x 23,6 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957
https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlung-online/detail/muenchen-die-isar-30012336
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Werktext

Wassily Kandinsky, der große Wegbereiter der modernen Kunst, begann erst im Alter von 30 Jahren zu malen und behielt sich dann über ein Jahrzehnt des Suchens und Experimentierens vor, ehe er zu dem gelangte, was man mit dem Begriff "Durchbruch zur Abstraktion" als seine bahnbrechende Leistung bezeichnet. Nach mehrjährigem Unterricht an der privaten Malschule von Anton Ažbè und einem Jahr Studium an der Münchner Akademie bei Franz von Stuck zog Kandinsky es vor, frei von den akademischen Zwängen selbständig vor der Natur zu malen, zunächst an verschiedenen Plätzen Münchens, bald auch auf Ausflügen in die Umgebung und später auf Reisen im Ausland.

"München – Die Isar" ist eines der ersten von zahlreichen Freilichtbildern, die in den Jahren von 1901 bis 1907 entstanden und von Kandinsky selbst als "kleine Ölstudien" bezeichnet wurden. Bei seiner "Pleinair"-Malerei knüpft er zunächst an die Tradition des Nachimpressionismus an. Charakteristisch für alle frühen Landschaftsbilder Kandinskys ist die Arbeit mit dem Spachtel, durch die die Farben bald pastoser, bald dünnflüssiger aufgetragen werden und die Spachtelführung stets sichtbar bleibt. Während die Komposition der vorliegenden kleinen Isar-Ansicht mit einer gewissen Tiefenwirkung des Bildaufbaus und der Spiegelung der Brückenpfeiler im Wasser noch traditionell ist, wird die Kohärenz des Motivs durch die kräftigen, gegeneinander isolierten, verschiedenfarbigen Spachtelzüge im Vordergrund aufgebrochen; stellenweise scheint zwischen den einzelnen Farbzonen die unbehandelte graue Leinwand durch.

Der Einsatz des Spachtels lässt zunächst an Van Gogh, einen der großen Vorgänger Kandinskys und "Väter der Moderne", denken. Doch die Wirkung dieser Technik ist bei beiden Künstlern unterschiedlich: Was für Van Gogh Steigerung der Expressivität durch die kreisende, ausdrucksstarke künstlerische Handschrift bedeutet, ist bei Kandinsky der Versuch, die Stärke der malerischen Mittel und den malerischen Vorgang als solchen zu betonen. Ansatzweise kündigt sich damit ein zentrales Anliegen Kandinskys an, auch wenn die frühen Landschaften, für sich allein betrachtet, die Komplexität seiner späteren Werke noch nicht vermuten lassen.

Werktext aus: Friedel, Helmut; Hoberg, Annegret: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel Verlag, 2007.

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